Essstörung und vegan?!

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
pointless
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Essstörung und vegan?!

Beitrag von pointless » 9. Feb 2013 23:48

Hallu :)

Hab mich eben mal registriert, weil ich dachte, dass es mal schön wäre mit "Gleichgesinnten" zu schreiben. ^^

Nur fällt mir allgemein essen schwer. Mir geht es zwar psychisch im Moment ganz ok.. also sagen wir mal so, ich hätte jetzt nicht den Drang mich umzubringen.. :laugh: aber die Sache mit dem Essen will trotzdem nicht. Ich habe eigentlich stetig Hunger und meistens ist es so, ich gehe in die Küche, schaue ob es was gibt, nein, geh ich wieder und ess nichts. Und wenn ich dann mal irgendwas finde, ess ich so viel bis ich das Gefühl habe, wenn andere Leute schon wieder anfangen würden zu essen und es bleibt auch immer was auf dem Teller. Und dass ich Fleisch etc. niemals anrühren würde, macht die Sache noch schwieriger, etwas Essbares zu finden. Ich hab mir schon mal eine Zeit lange gewünscht, wie alle anderen einfach drauf loszuessen oder sich in der Schule ein Schnitzelbrötchen zu holen, aber ich kann es einfach nicht. Oder ich hatte so einen Hunger, dass ich mir einen Joghurt genommen hab und beim ersten Löffel merkte, dass mir das ja gar nicht schmeckt und es wieder ausgespuckt hab. :roll:
Huch ich schreib zu viel.. Jedenfalls kann das ja nicht so weitergehen und meine Ärztin meinte ich würde Osteoporose oder so was bekommen, wenn ich nicht mehr esse. Aber ich hab keine Ahnung, wie ich das anstellen soll. Ich mag ja alles geplant und hätte am liebsten einen Plan, wo draufsteht, was ich alles an Nährstoffen etc. brauche und das jeden Tag nach Plan machen kann. :kk:

Gibt es hier jemanden, der ein ähnliches Problem hat? Und es geschafft hat?

LG pointless

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Lissy
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Beitrag von Lissy » 10. Feb 2013 00:42

Hi, schön dass du hergefunden hast! :)
Ich hab letztes Jahr eine extreme Phase durchgemacht. (War damals noch Vegetarierin, btw.) Wollte unbedingt abnehmen, dünn sein, Größe XS tragen blaaah.
Hab dann so gut wie nichts mehr gegessen und bis zum Umkippen Sport gemacht. Das ganze ging so weit, dass ich mich geweigert hatte, überhaupt noch etwas zu essen, wenn ich mein tägliches Kalorienlimit erreicht habe, auch wenn ich hungrig ins Bett bin.
Das ganze ging mehrere Monate, bis ich mich auf 54kg heruntergehungert hatte (mein Zielgewicht). Als ich dann die Zahl auf der Waage gesehen habe war ich zuerst total happy, aber dann hab ich irgendwie gemerkt dass es mir jetzt nicht wirklich besser geht. Mein gestörtes Essverhalten ging also weiter.
Durch andere Einflüsse wurde ich dann zur Veganerin, und ganz ehrlich, es ist das Beste was ich je für meinen Körper getan habe. Ich habe angefangen, mich mit dem Thema Ernährung auseinanderzusetzen und das hat mir echt die Augen geöffnet. Ich habe gemerkt, wie falsch mein Verhalten und meine Denkweise waren und ich wollte nichts mehr, als einfach nur gesund sein. Ich habe von einem Tag auf den anderen aufgehört mit Kalorienzählen. Es war schwer, und die ersten Wochen hab ich zumindest im Kopf immer überschlagen, wieviel ich täglich gegessen habe, aber irgendwann habe ich mir auch das abgewöhnt.
Veganismus hat mir eine Reichweite von Lebensmitteln klargemacht, die ich davor nie so ganz begriffen hatte. Von wegen als Veganer kann man kaum noch was essen, ich esse mittlerweile mehr verschiedene Nahrungsmittel als letztes Jahr.
Falls du gute Englischkenntnisse hast, kann ich dir das Buch "Vegan for Life" von Jack Norris nur empfehlen. Er räumt mit allen möglichen Vorurteilen gegenüber Veganern auf und vor allem findest du in dem Buch Tabellen zu allen wichtigen Nährstoffen, die dein Körper braucht, inklusive ungefähre Menge die dein Körper braucht, und Nahrungsmittel in denen der jeweilige Nährstoff zu finden ist. Echt ein super Buch, gerade am Anfang wenn man drauf achten will, damit man von allem genug bekommt.

Ich wünsch dir ganz ganz viel Erfolg, dass du das in den Griff kriegst, denn Essen ist eine wunderschöne Sache ;)
Falls du mal reden willst, schick mir einfach ne PN :)

pointless
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Beitrag von pointless » 10. Feb 2013 01:13

Hey, dankeschön :)
Es freut mich sehr für dich, dass du es geschafft hast. Ich habe nur überhaupt keine Ahnung von Kalorien und Vitaminen und Nährstoffen und und und. Eigentlich vegetier ich nur noch vor mich hin und suche mir irgendwas, was den Hunger ein wenig stillt. :(
Nach dem Buch werde ich mich auf jeden Fall mal umschauen. :)

GLG

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Vampy
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Re: Essstörung und vegan?!

Beitrag von Vampy » 10. Feb 2013 15:19

hallo pointless!
das thema vegan und essstörung ist gar nicht so selten. vielleicht findest du hier im thread auch was hilfreiches: Bulimie und Veganismus bei dir gehts zwar ziemlich deutlich richtung magersucht bzw. orthorexie oder irgendwas anderes, aber parallelen findet man immer.
da du ja schon beim arzt warst; wurde dir da auch ne therapie vorgeschlagen? es hört sich bei dir schon so an als ob du ein ernstes problem hast, was du allein nicht mehr in den griff bekommst. da wäre eine ambulante psychotherapie bestimmt sinnvoll.
was spricht denn dagegen, dass du dir so nen plan selbst machst? man muss ja auch nicht alle nährstoffe perfekt ausbalanciert haben, aber so grob gibts doch vegane essenspläne auch im netz. ein bsp:
morgens: 70g müsli mit 100g sojamilch (300kcal)
zwischenmahlzeit: 1 Apfel (100kcal)
mittags: 1 dose gemüse-ravioli von maggi (400kcal) + 1 soja-essert (100kcal)
zwischendurch: handvoll nüsse, obst, etc (ca. 200kcal)
abends: 3 scheiben brot mit aufstrich (400kcal)

am besten du legst dir vorher auch schon die uhrzeiten fest, je nach tagesablauf. wenn du um 8 in der schule sein musst, dann frühstück um 7uhr, apfel zum mitnehmen und mittagessen 14 uhr usw.
ist eigentlich insgesamt etwas zu wenig, aber wahrscheinlich immer noch mehr als du jetzt wahrscheinlich isst.
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Kefir
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Beitrag von Kefir » 6. Mai 2016 19:29

Tja, grad vorhin hat mein Sohn zu mir gesagt. Weisst Du eigentlich was Orthorexie ist? Ich wusste sofort worauf er hinaus will. Tatsächlich scheint mir ich werde im Verlauf meiner veganen Karriere nicht lockerer sondern eher akribischer, was die Auswahl meiner Nahrungsmittel betrifft. Da tragen sicher auch die vielen Beiträge über Ernährung die ich gerade mit dem Food Revolution Summit höre dazu bei.
Ich finde die Übergänge von Essstörung zu einer besonderen Ernährungsweise sehr schmal. Bin mir nicht sicher, wo ich mich selber einordnen würde. Ich beschäftige mich tatsächlich sehr viel mit dem Thema Ernährung und ertrage es nicht gut, etwas zu essen, was ich als ungesund erachte. Auch bemerke ich, dass ich gerne alleine esse, um solchen Herausforderungen aus dem Weg zu gehen. Was ich echt besonders schwierig finde ist auf die täglich empfohlenen Mengen an Mikros und Makros zu kommen. Sobald ich intuitiv esse bin ich weit davon entfernt. Und das stresst mich dann.

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BodyBuilder
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Beitrag von BodyBuilder » 6. Mai 2016 21:27

Kefir hat geschrieben: Ich beschäftige mich tatsächlich sehr viel mit dem Thema Ernährung und ertrage es nicht gut, etwas zu essen, was ich als ungesund erachte.
Mein Empfehlung dazu: Einfach lediglich die Menge von solchen "ungesunden Sachen" begrenzen, aber nichts grundsätzlich ablehnen, sofern es zumindest deinen Vegan- und Ethik-Anforderungen gerecht wird.
Kefir hat geschrieben:Was ich echt besonders schwierig finde ist auf die täglich empfohlenen Mengen an Mikros und Makros zu kommen.
Mach' Dir doch da keinen Stress. Ess einfach, was verfügbar ist und gut schmeckt und supplementiere einfach die Nährstoffe, bei denen Du feststellst, dass sie etwas unter die Räder gekommen sind.
Das vegane Leben wird sonst zu kompliziert in unserer gar nicht auf Veganer/innen eingerichteten Umwelt.

Also ich esse auch öfter mal Sachen, die absolut nicht in den Bereich "hochwertige Ernährung" fallen.

Solange die Kalorien dadurch nicht aus dem Ruder laufen, ist das doch nicht so schlimm.
Die fehlenden Micros und Macros ergänze ich jeweils später, oft noch am selben Tag.

Ein Pommes+Beilagensalat-Tag stört mich deswegen nicht so sehr. ;)

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Daydream
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Beitrag von Daydream » 7. Mai 2016 06:49

Hallo Kefir,

ich sehs wie du, die Übergänge sind fließend. Wenn ich mir das "Krankheits"-Bild Orthorexie durchlese, finde ich mich wieder.
Im Moment bin ich zwar etwas entspannter, aber weit davon entfernt normal vegan zu essen.
Es gab bei mir ne Zeit, da hab ich sämtliche KHs gemieden, hatte panische Angst davor, Nudeln, Reis, Kartoffeln etc... ging gar nicht. Maximal Linsen und selbst da hab ich mich so schlecht gefühlt. Brot blos nicht. Und Zucker ist immer noch Feind Nr. 1.
Inzwischen ess ich ab und an wieder Brot, aber nur Dinkel, bösen :D Weizen meide ich. Nudeln gibts auch ab und an...Kamut-Nudeln. Und oft Kartoffeln.
Mich stresst es zwar nicht, wenn ich nicht die empfohlene Menge an Mikros und Makros aufnehme, mich stresst es, wenn ich vor 14 Uhr esse oder nach 22 Uhr. Voll schräg.
Dann gibts aber Tage, da ess ich soviel auf einmal, das glaubt man nicht. Irgendwie hab ich kein Sättigungsgefühl.
Ich wünschte, ich könnte wieder so unbeschwert essen, wie noch vor dem Umstieg auf vegan. Damit hat alles angefangen. Wobei vegan ansich das nicht ausmacht, sondern einfach die intensive Beschäftigung mit Essen, Nährstoffen, Stoffwechsel etc.
Be the change, you want to see in the world.
Mahatma Gandhi

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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 7. Mai 2016 11:24

Kefir hat geschrieben:.... Was ich echt besonders schwierig finde ist auf die täglich empfohlenen Mengen an Mikros und Makros zu kommen.
Kefir, "täglich empfohlenen Mengen", ist erstens eine Empfehlung und kein MUSS und dann ist das lediglich eine Rechengröße. Du kannst das ganze auch als wöchentliche Empfehlung hochrechnen. Die wenigsten Mikros müssen täglich eingenommen werden. Somebody kann hierzu sicher mehr beitragen.

Du bist doch kein Hochleitungssportler, der auf den Punkt ein Maximum an Leistung abfragen muss und kein Masttier, bei dem man die tägliche Zunahme ausreizen will.

Unser Körper verfügt über Depots und kann tägliche Ungleichgewichte ausgleichen. Lediglich eine bestimmte Flüssigkeitszufuhr ist wichtig.
Etwas anderes wäre, wenn Du bestimmte Stoffe gezielt ausleiten willst o.ä. aber das macht man phasenweise.

Ich bin sogar der Meinung, dass es besser ist, man betreibt keinen Luxuskonsum (Vollversorgung), eben damit der Körper den Ausgleich nicht verlernt. Wenn Du z.B. zuwenig Kalorien aufnimmst, verbessert Dein Körper sie Verwertungsrate.
Hab doch Vertrauen in Deine Funtionen und mach Dich nicht verrückt.
Wir sind konzipiert, auch schlechte Phasen zu überstehen, sonst wären wir nicht weltweit sesshaft geworden.
Also wenn Du nicht stark untergewichtig bist, keine erkennbaren Mangelsymptome oder Dir bekannte Mangelwerte hast und Dich allgemein wohl fühlst - was soll dann der tägliche Stress?
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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Vampy
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Beitrag von Vampy » 7. Mai 2016 18:01

Gerlinde hat geschrieben: Ich bin sogar der Meinung, dass es besser ist, man betreibt keinen Luxuskonsum (Vollversorgung), eben damit der Körper den Ausgleich nicht verlernt. Wenn Du z.B. zuwenig Kalorien aufnimmst, verbessert Dein Körper sie Verwertungsrate.
Hab doch Vertrauen in Deine Funtionen und mach Dich nicht verrückt.
Wir sind konzipiert, auch schlechte Phasen zu überstehen, sonst wären wir nicht weltweit sesshaft geworden.
da stimmt leider nicht. der körper schaltet dann einfach Körperfunktionen runter, d.h. wird schlapp, träge, baut Muskeln ab. bei Frauen bleibt häufig die Periode aus, wenn sie lange unterkalorisch essen.
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Gerlinde
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Beitrag von Gerlinde » 8. Mai 2016 10:01

Vampy hat geschrieben:.... der körper schaltet dann einfach Körperfunktionen runter, d.h. wird schlapp, träge, baut Muskeln ab. bei Frauen bleibt häufig die Periode aus, wenn sie lange unterkalorisch essen.
Ja Vampy, deshalb habe ich auch geschrieben "Also wenn Du nicht stark untergewichtig bist, keine erkennbaren Mangelsymptome oder Dir bekannte Mangelwerte hast..."
Das Thema ging doch von dem angeblichen Tagesbedarf aus und da sehe ich kein Problem, wenn der Körper mal ein paar Tage weniger von irgendetwas bekommt.
Bei den von Dir beschriebenen Auswirkungen, muss es schon länger gehen, das war nicht mein Ausgangspunkt.
Dass die Periode ausbleibt, ist letztlich auch ein Selbstschutz, weil der Körper merkt, er wäre einer Schwangerschaft nicht "gewachsen". Auch solche Notzeiten können wir überstehen (äußerliche Not), Magersucht ist ein anderes Thema.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen ....

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