raldus hat geschrieben:...Caldwell Esselstyn predigt z.B. fast vollständigen Verzicht auf Fett...
Immerhin empfiehlt er nur
fast den vollständigen Verzicht auf Fett, denn einen kompletten Fettverzicht ja schlecht predigen, angesichts der gut dokumentierten Wichtigkeit der essentiellen Fettsäuren.
Beispielsweise könnte ohne die essentiellen Omega-3-Fettsäuren das Gehirn und auch das ganze restliche Nervensystem weder aufgebaut noch erhalten werden. Nervenbahn-Myelin besteht zum Großteil aus Omega-3-Fettsäuren. Ohne Zufuhr mindestens einer der Omega-3-Fettsäuren über die Ernährung kann Myelin weder aufgebaut noch erhalten werden. Im Falle unzureichender Zufuhr wären folglich neurologische Probleme eine erwartbare Folge.
Das war jetzt nur ein Grund von vielen für Omega-3-Fettsäuren. Ohne Omega-6-Fettsäuren ginge es übrigens auch nicht. Selbst die so "ungeliebte" (aus Omega-6-Linolsäure biosynthetisierte) Arachidonsäure ist unverzichtbar, beispielsweise für die Fortpflanzungsfähigkeit und auch zur Abwehr von Krankheitserregern. Dass ein Überschuss ebenfalls unerwünscht ist, steht auf einem anderen Blatt.
Die "nicht-essentiellen" Fettsäuren (1-fach ungesättigte und gesättigte Fettsäuren) haben trotz fehlender Essentialität eine wichtige Bedeutung für die Ernährung. Steroidhormone (einschließlich Sexualhormone) benötigen sie und die Eigensynthese ist ohne Zufuhr über die Nahrung deutlich unter dem Bedarf. Auch die Vitamin-D-Eigensynthese bei Sonnenbestrahlung der Haut erfolgt nur bei ausreichenden Mengen dieser beiden Fettsäure-Gruppen in der Nahrung.
Das Hautbild lässt sich ebefalls über die Fette in der Nahrung beeinflussen. Es gibt zwar einen sehr starken genetisch bedingten Faktor dabei, aber innerhalb der jeweiligen genetischen Disposition lässt sich durch unterschiedliche Fettaufnahmen durchaus beeinflussen, ob die Haut eher fettig, trocken oder sogar "vertrocknet" erscheint. Dabei spielen die gesättigten und einfach ungesättigten Fettsäuren eine wesentliche Rolle. Omega-6- und noch viel mehr Omega-3-Fettsäuren beeinflussen auch die Weichheit der Haut. Nicht nur zu wenig ist schlecht (fehlende Flexibilität der Haut), auch zu weich ist schlecht (Neigung zu Blutergüssen und Blutungen).
Angesichts der ganzen Einflüsse erscheint eine betont fettarme Ernährung nur in sehr speziellen Sonderfällen angeraten.
Welche prozentualen Karorien aus Fett kommen sollte, da streiten sich die Gelehrten.
Die Ansichten reichen von "10% Fett" (low fat) bis "50% Fett" (low carb).
Da sich all diese Gelehren trotz ihrer wissenschaftlichen und akademischen Titel nicht einig werden, kann ich auch nicht die ultimative Antwort geben. Mir scheint aber der Bereich einer prozentualen Kalorienaufnahme über Fette im Bereich 20% bis 30% der Nahrungskalorien ein ganz guter Mittelweg zu sein, ohne echten Beleg dafür. Ich denke, dass kommt dann auch auf die individuelle Konstitution an, ob etwas mehr oder etwas weniger für die betreffende Person besser passt.
Aber wohl gemerkt: Beim optimalen prozentualen Fettanteil sind sich die Gelehrten am wenigsten einig. Da kann ich jetzt auch keine neuen "ultimativen Erkenntnisse" präsentieren. Ist also eher basierend auf einer eigenen "Mittelwertbildung" verschiedener Ansichten dazu.