Widersprüchlichkeit

Ernährung, Lebenswandel, Supplemente
NewGuy
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Widersprüchlichkeit

Beitrag von NewGuy » 22. Okt 2014 21:32

Hi, ich habe da mal eine Frage:
Also ich habe schon sehr viel über die positiven Folgen von Veganismus gelesen und gehört - sowohl gesundheitlich als auch für die Umwelt (weniger CO2-Ausstoß, weniger Rodung, geringeres Herz-Kreislauf-Krankheitsrisiko...). Nur - gerade in letzter Zeit lese ich immer wieder z.B. im Spiegel das genaue Gegenteil, Veganismus sei gar nicht gesünder oder überhaupt besser für den Planeten...

Beide Seiten führen Studien und Aussagen von Medizinern und Ernährungsorganisationen an.
Zum Teil widersprechen sich die Aussagen vollkommen - z.B. die über das geringere Krebsrisiko bei veganer Ernährung... Meine Frage: Wie ist das möglich, dass trotz wissenschaftlichem Anspruchs und unideologisch geführten Studien und Untersuchungen, beide Seiten zu so dermaßen verschi

NewGuy
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(bin versehentlich auf Absenden gekommen ^^)

Beitrag von NewGuy » 22. Okt 2014 21:38

..so verschiedenen, widersprüchlichen Ergebnissen kommen?
und was ist denn nun wahr?

Hier noch ein paar Links zu den gemeinten Artikeln:
(Ich hoffe die gelten als nicht komerziell...?)

http://green.wiwo.de/ernahrung-vegetari ... ht-retten/


Palj
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Beitrag von Palj » 22. Okt 2014 22:13

Das Interview in der WiWo war ja schon etwas merkwürdig.
So sagen die moralischen Vegetarier gerne, sie äßen nichts, was eine Mutter oder ein Gesicht hatte. Doch diese zunächst eingängige Einstellung greift viel zu kurz: Jedes Lebewesen, ob Pflanze oder Tier, hatte eine Mutter (manche auch einen Vater).

Und warum machen wir den Wert eines Lebewesens daran fest, ob es ein Gesicht hatte? Das ist extrem anthropozentrisch, eine Haltung, die vor allem Veganer eigentlich ablehnen. Darf man einen Wurm oder einen Baum, Bodenbakterien oder Geißeltierchen töten, weil sie uns nicht ähneln – weil sie kein Gesicht haben?
Kein Gesicht haben? Was?

Ich esse Pflanzen, aber nicht, weil sie kein Gesicht haben.

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Splendidus
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Beitrag von Splendidus » 22. Okt 2014 22:23

Tja.... um das Thema Ernährung streiten sich die Menschen, wie um ihre Religionen...

Was ich nach längere sehr intensiver Zeit, die ich mich damit beschäftigt habe, inzwischen für mich sagen kann:
Veganismus ist NICHT zwangsläufig besser für die Umwelt. Ab und an Weidefleisch, Wild, gut gehaltene Hühner etc. beeinträchtigen die Umwelt in keinster Weise. Das ist aber die Ausnahme. Die Regel ist die Massentierhaltung und die bringt sehr große Umweltprobleme mit sich. Wenn der Mensch sich ohne beeinträchtigung der Umwelt von tierischem ernähren möchte, muss er das sehr sehr stark einschränken, aber möglich ist es meiner Meinung nach.

Veganismus ist NICHT zwingend die gesündeste Ernährung. Ein kleiner Anteil an tierischen Produkten schadet meiner Meinung nach der Gesundheit in keinster Weiße. Jedoch denke ich, eine zu hohe Aufnahme tierischer Nahrung (also das was bei uns üblich ist) ist tendenziell schon gesundheitsschädlich.

Auch das Argument mit den hungernden Menschen gitl nur teilweise.
Wenn ich meinen Hühnern meine Speiseabfälle gebe oder meine Rinder auf der Alm grasen lasse, die man anderstweitig nicht nutzen kann, nehme ich damit niemandem auf der Welt sein Essen weg.

Diese Argumente sind also wirklich mit Vorsicht zu geniesen.
Ich habe Anfangs immer damit Argumentiert, weil es eben auf 99% des Konsums tierische Nahrungsmittel zutrifft. (Massentierhaltung, Importierte Futtermittel, Gesundheitsschädlichkeit von zu viel tierischen Nahrungsmitteln)
Aber diese Punkte sind eben nicht allgemeingültig.

Welches Argument am ehesten gültig ist, ist das ethische.
Das man nicht möchte, dass Tiere für einen sterben oder man Ihnen etwas wegnimmt.
Aber auch das kann man ins wanken bringen, da ein Leben ohne den Tot anderer Lebewesen in Kauf zu nehmen nicht möglich ist. (Auf ein Insekt treten, sterbende Tiere bei der Ernte, etc.)

Wie du siehst, ist das Thema nicht einfach....
Vielleicht hilft dir das geschriebene ja etwas ;)

Gruß
Splendi
Ich bin kein Veganer.

NewGuy
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Beitrag von NewGuy » 22. Okt 2014 23:08

Ja, danke sehr, das hilft auf jeden Fall schon mal... :)

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Anders
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Beitrag von Anders » 23. Okt 2014 00:21

Splendidus hat geschrieben: Das man nicht möchte, dass Tiere für einen sterben oder man Ihnen etwas wegnimmt.
Aber auch das kann man ins wanken bringen, da ein Leben ohne den Tot anderer Lebewesen in Kauf zu nehmen nicht möglich ist. (Auf ein Insekt treten, sterbende Tiere bei der Ernte, etc.)
Oder man sagt einfach, dass so viel wie möglich Leid vermieden werden soll und richtet sich, so gut es eben geht, danach.
Dann wankt auch so schnell nichts. ;)
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

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raldus
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Beitrag von raldus » 26. Okt 2014 01:03

Hallo newguy.

Ich halte mich an das Sprichwort: "Traue nur der Studie die du selbst gefälscht hast." Oder heißt es Statistik?

Was Gesundheit angeht, so ist es schwer eine wirklich aussagekräftige Studie überhaupt durchzuführen. Ernährungsbedingte Veränderungen sind meist erst nach Monaten oder Jahren feststellbar. Ausserdem müsste man Testpersonen am Besten schon von Geburt an beobachten um ein Gesamtbild erstellen zu können. In der Theorie wäre eine Studie mit zahlreichen Zwillingen (un)denkbar, die von Geburt an kontrolliert und mit verschiedenen Nahrungsmitteln versorgt werden. Das wären zwar gute Ergebnisse wenn die Zahl der Probanden entsprechend hoch ist, aber doch wohl vollkommen unpraktikabel.

Ich glaube Heisenberg sagte mal sinngemäß: "Man kann nichts beobachten von dem man nicht eine Theorie hat." Das gilt im speziellen in der Quantenmechanik. Das gilt aber genau so im Makrokosmos.
Wenn man sich den Veganismus anschaut, dann immer mit einer Theorie dazu. Die Studie kann nur aus der Perspektive dieser Theorie durchgeführt werden und zeigt dementsprechend nur genau den Ausschnitt den man aus dieser Perspektive sieht.
Gerade der Stoffwechsel des Menschen ist, nach allem was ich so lese, in ganz vielen kleinen Ausschnitten erforscht. Diese kleinen Ausschnitte werden dann zusammengelegt und sollen das Ganze zeigen. Dabei stellt sich immer wieder heraus, dass es erhebliche Wechselwirkungen gibt, die aktuelles Wissen relativieren oder komplett auf den Kopf stellen. Z.B.: Eisen + Vitamin C oder Kalzium + Magnesium verhält sich im Körper anders als Eisen und Kalzium alleine. Es gibt da so viele Wechselwirkungen, dass man bisher überhaupt kein Gesamtbild hat. Viele Ergebnisse werden nur bekannt, weil es unter Forschern den Druck zur Publikation gibt. Hat man nichts vernünftiges vorzuweisen, dann hübscht man was unwichtiges auf.

Bevor man erkannte, dass die Erde rund war, hatte man auch nur ein Gesamtbild das sich aus einzelnen Perspektiven zusammensetzte. Dieses Gesamtbild war flach. Und das ist doch nun schon etwas anders, als wenn man einfach mal mit 'nem Satellit 'n Foto macht, oder?

Überspitzt ausgedrückt: Das Wissen von heute ist die Lachnummer von morgen. Die Ausnahmen erkennt man erst viel später im Nachhinein. Hinterher ist man immer schlauer.

Angenommen wir würden anstelle der Pflanzenfresser nur Fleischfresser essen. Löwen z.B. Dann würde die Massentierzucht doch so aussehen, dass erstmal viele Antilopen mit Pflanzen gefüttert werden um die Antilopen dann an die Löwen zu verfüttern, damit wir dann die Löwen essen.
Mein Verstand sagt mir, dass es ökologisch und ökonomisch sinnvoller ist die Pflanzen direkt zu essen.

Im übrigen, was das Thema Gesundheit angeht, so ist es mir immer seltsam vorgekommen, dass wir z.B. in Deutschland so viele Schweine essen, obwohl sie uns genetisch doch recht nahe stehen. Für mich war immer klar, dass ich mich besser von dem ernährt was möglichst wenig mit mir verwandt ist. Z.B. Fisch ist genetisch weiter entfernt. Ne Gurke erst recht. ;-)

Ein Problem beim Gesundheitsgrad von Nahrungsmitteln ist aber grundsätzlich dieses: Auf welchem Boden ist die Pflanze gewachsen die die Kuh gegessen hat, dessen Steak ich auf dem Teller habe? (für Omnivore) Oder für Veganer eben direkt die Pflanze. Wieviele Nährstoffe hatte der Boden und wieviel Gift?
Es gibt zum Beispiel die Aussage, dass wir hier in Deutschland ein Jod-Mangelgebiet seien. Deshalb ist fast überall Jod drin hier in Deutschland. Ob es stimmt oder nicht, dass weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es Hirse, Quinoa und Amarant und etliche andere Lebensmittel garnicht juckt was hier im Boden los ist, denn sie kommen nicht von hier. Der Supermarkt ist voll mit Lebensmitteln aus aller Welt. Und trotzdem wird versucht das mutmaßliche Problem lokal durch Jodbeimischung zu beseitigen. Das ist ungefähr so als könne ich die Erderwärmung stoppen wenn ich alleine meine Heizung im Winter nicht anmache. Was Fluorid im Salz zu suchen hat ist mir erst recht ein Rätsel.


Die Welt ist voller Mythen. Auch heute noch. Es geht nur nicht mehr um Helden und Drachen.


Was ich damit sagen will:
Alles nicht so hoch hängen. Studien hin, Studien her. Selber denken.

(Studienfreier Beitrag ;-)

Gruß.
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Beitrag von Akayi » 26. Okt 2014 01:17

Also selber denken aber nur willkürlich bestimmte Informationen die nicht nach wissenschaftlichen Kriterien gewonnen wurden dazu heranziehen? Klingt nicht sehr vielversprechend.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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raldus
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Beitrag von raldus » 26. Okt 2014 02:23

Für mich geht es hier garnicht um Wissenschaft.
Der Spiegel oder anderen Quellen im Netz stützen sich nur selten "auf bestimmte Informationen die nach wissenschaftlichen Kriterien gewonnen wurden".
Mal abgesehen davon, dass ich kaum eine Wissenschaftliche Publikation selbst geprüft habe, um nicht zu sagen: garkeine, ist es nur eine Frage der Zeit bis diese wieder überholt sind oder man müsste noch etliche andere berücksichtigen die in Wechselkirkung dazu stehen.
Gerade was den Mensch betrifft sind aus ethischen Gründen in etlichen Bereichen garkeine Studien möglich die den wissenschaftlichen Kriterien entsprechen. Deshalb muss man mit den Ausschnitten leben die uns oft widersprüchlich aufgetischt werden.
Z.B.:
Niemand kann einen Menschen in ein Labor stecken und ihn dann zu Testzwecken nur mit Tierproteinen vollpumpen um zu schauen was passiert. Von Geburt bis zum Tod? Es müssten mehrere Testmenschen sein und natürlich eine Kontrollgruppe. Und weil man die Theorie verfolgt, dass alles was dann unterschiedliches in den Gruppen passiert auf das Protein zurückzuführen ist, wird man es dem Protein zuweisen, denn das wäre der einzige Unterschied ausser den Genen, wenn man davon ausgeht, dass alle gleich viel schlafen, dass alle die gleiche Größe, Gewicht Stoffwechsel, etc. haben. Und dannach müsste man die Studie auf Nicht-Labormenschen umlegen. Aber die leben ganz anders. Gilt das dann alles noch?
Wissenschaftliche Kriterien lassen sich nur auf winzige Teilausschnitte des Ganzen anwenden. Es bleiben immer Wechselwirkungen und Nebenwirkungen die dabei berücksichtigt werden müssen.
Allgemeingültig ist nichts davon. Dazu müsste man "das Ganze" begreifen können. Ganzheitlich. Das Ganze ist mehr als die Summe aller Teile.

Also geht es eher darum wie man damit umgeht. Meine Philosophie habe ich beschrieben. Nicht mehr, nicht weniger.

Da fallen mir allerdings doch ein paar allgemeingültige Dinge zur Gesundheit ein: Essen, Trinken, Atmen und Verdauen sind essentiell und verlängern das Leben. ;-)

Gruß.
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