Motive/Motivation fürs Medizinstudium / Facharzt-Ausbildung

Plausch & Palaver
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kiara
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Re: der "das war heute cool"-thread

Beitrag von kiara » 26. Jun 2012 18:03

Und Pubertät und eigener Wille und sowas? Natürlich überlegt man sich eher, sowas zu machen wie die Eltern, zumal man da schon sehr viel Infos drüber hat, was das ist, aber ich bezweifle stark dass jemand Medizin macht "weil die Eltern es machen".
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untitled
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Beitrag von untitled » 26. Jun 2012 21:35

kiara hat geschrieben:Und Pubertät und eigener Wille und sowas? Natürlich überlegt man sich eher, sowas zu machen wie die Eltern, zumal man da schon sehr viel Infos drüber hat
Das ist aber nicht, was ich meinte. Nichts bedingt die Bildungschancen und die Reichtweite der Berufe, für die Jugendliche sich entscheiden können, so sehr, wie die Berufe der Eltern. Dabei geht es weniger darum, dass man sich selbst etwas aussucht, was den Eltern am ähnlichsten ist, sondern dass der soziale Status der Eltern erheblich über die Bildungserfolge und späteren Berufe der Kinder bestimmt (im Prinzip kannst du das in jeder Einführung zur Sozialstrukturanalyse im Bildungskapitel nachlesen). Und dass Medizinstudierende sich ihr Medizinstudium monokausal danach aussuchen, dass der Papa schon Arzt war, habe ich auch nicht gemeint. Doch dass ihre Studienwahl erheblich durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen (wie bspw. die Bedeutung der elterlichen Berufe, um ein Beispiel zu nennen) vorgeprägt wird, wodurch Kinder von Ärzten nunmal eher dazu neigen, dieses Studium zu wählen, ist halt kaum von der Hand zu weisen (auch das kannst du in den entsprechenden Einführungen nachlesen - das gilt nicht allein für den Arztberuf, ist in diesem Fall aber ein gutes Beispiel). Genauso wie es eben kaum von der Hand zu weisen ist, dass das von dir angesprochene "Helfersyndrom" keinesfalls ein Alleinstellungsmerkmal des Medizinstudiums ist (auch die Gefahr hin, dass ich mich da wiederhole).

Und ehrlich gesagt find ichs auch müßig, weiter darüber zu diskutieren. Wenn du also der Meinung bist, dass dies nicht so ist, dann sollten wir das hier entsprechend abbrechen, weil wir ohnehin nicht zu einem Ende kommen. Stattdessen könnten wir uns lieber fragen, was denn nun die Wahl der FA-Ausbildung bedingt (damit hatten wir ja mal angefangen); das wäre vielleicht interessanter.
Zuletzt geändert von untitled am 26. Jun 2012 22:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Vampy
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Beitrag von Vampy » 26. Jun 2012 22:39

kiara hat geschrieben:Und Pubertät und eigener Wille und sowas? Natürlich überlegt man sich eher, sowas zu machen wie die Eltern, zumal man da schon sehr viel Infos drüber hat, was das ist, aber ich bezweifle stark dass jemand Medizin macht "weil die Eltern es machen".
es gibt bei jedem beruf, leute, die diesen erlernen, "weil die eltern es machen". das ist bei medizin nicht anders als bei jura, lehramt, friseur oder handwerker
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 27. Jun 2012 16:25

Kim Sun Woo hat geschrieben:
Akayi hat geschrieben:Dass man sich dass selbst und gegenüber anderen rationalisiert: geschenkt.
inwiefern sollte das mit "rationalisieren" zu tun haben? das ist doch schon wieder so eine Unterstellung?! ;)
"Rationalisieren" im Sinne von "sich selbst und anderen das eigene Verhalten erklären". Das machen Menschen ständig. Mal ein nicht unibezogenes Beispiel: In England gab es z.B. mal ein interessante Untersuchung* in einem Arbeiterviertel, da wurde untersucht wie sich die nächste Generation von un- und angelernten Arbeitern das schulische Versagen als aufrechten Protest und Durchblick rationalisiert haben. Insbesondere wenn es um gesellschaftliche Strukturen geht, die ja erstmal unsichtbar sind ist es mitunter nur verständlich ganz andere Gründe heranzuziehen, als die, die tatsächlich am Wirken sind. Und dass man sich nicht gerne eingesteht dass der eigene Werdegang quasi schon bei der Geburt feststand, liegt wohl auf der Hand.

*Wie Zageism schon sagte "sociology 101".
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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kiara
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Beitrag von kiara » 1. Jul 2012 16:20

Zageism hat geschrieben:
kiara hat geschrieben:Und Pubertät und eigener Wille und sowas? Natürlich überlegt man sich eher, sowas zu machen wie die Eltern, zumal man da schon sehr viel Infos drüber hat
Das ist aber nicht, was ich meinte. Nichts bedingt die Bildungschancen und die Reichtweite der Berufe, für die Jugendliche sich entscheiden können, so sehr, wie die Berufe der Eltern.
Bedingen find ich da problematisch als Wort. "Durch nichts lässt sich der spätere Beruf so leicht vorhersagen wie durch die Berufe der Eltern" fände ich präziser. Woran das liegt, ist ja ziemlich Gegenstand der Nature-Nurture-Debatte.
Zageism hat geschrieben: sondern dass der soziale Status der Eltern erheblich über die Bildungserfolge und späteren Berufe der Kinder bestimmt (im Prinzip kannst du das in jeder Einführung zur Sozialstrukturanalyse im Bildungskapitel nachlesen).
Ich wüsste nicht, dass ich das irgendwo bestritten hätte (ich fände es auch reichlich abstrus, dies zu bestreiten).
Zageism hat geschrieben: Doch dass ihre Studienwahl erheblich durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen (wie bspw. die Bedeutung der elterlichen Berufe, um ein Beispiel zu nennen) vorgeprägt wird, wodurch Kinder von Ärzten nunmal eher dazu neigen, dieses Studium zu wählen, ist halt kaum von der Hand zu weisen (auch das kannst du in den entsprechenden Einführungen nachlesen - das gilt nicht allein für den Arztberuf, ist in diesem Fall aber ein gutes Beispiel).
Genau das bestreite ich doch überhaupt nicht. Im Gegenteil, das liegt ja teilweise am weitergegebenen Helfersyndrom. Was ich nur im höchsten Maße absurd finde, ist Akayis Behauptung, Leute würden nicht Medizin studieren, um Leuten zu helfen. Sicherlich gibt es einige, bei denen das weder das Hauptmotiv, noch eins der Hauptmotive ist, aber das ist eben eher selten; das ist ähnlich wie aus Menschenliebe BWL zu studieren.
Zageism hat geschrieben: Genauso wie es eben kaum von der Hand zu weisen ist, dass das von dir angesprochene "Helfersyndrom" keinesfalls ein Alleinstellungsmerkmal des Medizinstudiums ist (auch die Gefahr hin, dass ich mich da wiederhole).
Nein, absolut nicht! Das haben so ziemlich alle sozialen Berufe zum gewissen Grad gemeinsam, Sozialarbeiter, Lehrer, etc.
Zageism hat geschrieben: Stattdessen könnten wir uns lieber fragen, was denn nun die Wahl der FA-Ausbildung bedingt (damit hatten wir ja mal angefangen); das wäre vielleicht interessanter.
Naja, Interesse, Fähigkeiten, Machbarkeit, Arbeitsmarkt. Ohne in der Reihenfolge Prioritäten zu implizieren.
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Beitrag von untitled » 3. Jul 2012 09:41

kiara hat geschrieben:
Zageism hat geschrieben:Das ist aber nicht, was ich meinte. Nichts bedingt die Bildungschancen und die Reichtweite der Berufe, für die Jugendliche sich entscheiden können, so sehr, wie die Berufe der Eltern.
Bedingen find ich da problematisch als Wort. "Durch nichts lässt sich der spätere Beruf so leicht vorhersagen wie durch die Berufe der Eltern" fände ich präziser. Woran das liegt, ist ja ziemlich Gegenstand der Nature-Nurture-Debatte.
Auch wenn ich die Debatte nicht mehr führen wollte: Du magst das problematisch finden, doch "bedingen" ist das richtige Wort, weil der Beruf und der soziale Status der Eltern, durch die soziale Struktur der Gesellschaft, einen tatsächlichen Einfluss haben. Statt das Wort problematisch zu finden, solltest du eher die Sozialstruktur problematisieren.
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Beitrag von kiara » 3. Jul 2012 12:52

Zageism hat geschrieben:
kiara hat geschrieben:
Zageism hat geschrieben:Das ist aber nicht, was ich meinte. Nichts bedingt die Bildungschancen und die Reichtweite der Berufe, für die Jugendliche sich entscheiden können, so sehr, wie die Berufe der Eltern.
Bedingen find ich da problematisch als Wort. "Durch nichts lässt sich der spätere Beruf so leicht vorhersagen wie durch die Berufe der Eltern" fände ich präziser. Woran das liegt, ist ja ziemlich Gegenstand der Nature-Nurture-Debatte.
Du magst das problematisch finden, doch "bedingen" ist das richtige Wort, weil der Beruf und der soziale Status der Eltern, durch die soziale Struktur der Gesellschaft, einen tatsächlichen Einfluss haben. Statt das Wort problematisch zu finden, solltest du eher die Sozialstruktur problematisieren.
Das kannst du so nicht sagen. Aus Korrelationen lassen sich keine Kausalitäten ziehen, das ist mehr oder weniger ne Grundregel der Statistik. Es lassen sich Modelle zur Erklärung bilden, aber letztendlich eine feste Kausalität lässt sich nicht feststellen.

Im Prinzip finde ich es keinesfalls problematisch dass Akademikerkinder selber Akademiker werden, denn das zeigt ja eher, dass die Eltern ihren Kindern die Fähigkeiten dazu mitgeben. Was problematisch ist, ist dass die Kinder, die das intellektuelle Potential hätten, nicht die Umweltbedingungen (Erziehung / finanziell / strukturell) bekommen, um ihr Potential zu realisieren.

Nehmen wir hypothetisch an, Intelligenz sei a) stark genetisch und b) unabdingbar für akademischen Erfolg. (Beides ist vermutlich nur begrenzt wahr, aber ich meine dies rein hypothetisch.)
Die Eltern studieren also, weil sie intellektuell dazu in der Lage sind. Die Kinder ebenso, aus dem gleichen Grund. (Gene.)
Jetzt würde ein statistisch ungeübter sagen: "Das Studium der Eltern bedingt, dass die Kinder auch studieren."
Korrekt ist aber allein die Feststellung: "Wenn die Eltern studiert haben, lässt sich prognostizieren, dass die Kinder auch studieren."
Ob das jetzt an den Genen oder an der Umwelt liegt, lässt sich schlicht und ergreifend nicht sagen.

Echtes Beispiel bei Religiosität: Man nimmt an, dass es eine biologische Neigung zu Spiritualität gibt, sowie klar eine bedeutende Umweltkomponente (was wie wichtig ist, weiß man nicht.)
Fest steht: Die Kinder von religiösen Eltern sind oft selber religiös mit der gleichen Religion.
Falsch: "Die Religion der Eltern bedingt die Religion der Kinder."
Richtig: "Durch die Religion der Eltern lässt sich die Religion der Kinder vorhersagen."
Auch hier: ob das jetzt genetisch oder umweltbedingt ist, lässt sich schlicht nicht nachvollziehen. Es spricht vieles dafür, dass ein wesentlicher Teil die Umwelt ist, da ein adoptiertes Kind oft auch die gleiche Religiosität annimmt (und es keinen sinnvollen Grund gibt, anzunehmen, dass es zb. Gene für eine spezifische monotheistische Religion gäbe.)
Zageism hat geschrieben:Auch wenn ich die Debatte nicht mehr führen wollte:
Ich hatte den Eindruck, das sei darin begründet, dass du der Meinung seist, dass der Beruf der Eltern würde den Beruf der Kinder nicht mit beeinflussen. Das ist wiegesagt keinesfalls so.
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Re: Motive/Motivation fürs Medizinstudium / Facharzt-Ausbild

Beitrag von untitled » 3. Jul 2012 13:04

Vielen Dank für deine Belehrungen in Bezug auf Statistik und Sozialwissenschaften, die Vorlesungen und Seminare habe ich allerdings selbst zu genüge besucht (du auch?). Warum du hier allerdings von Genetik sprichst, ist mir schleierhaft. Darum geht es hier schlichtweg nicht (da hast du meinen Punkt extrem missverstanden). Vielmehr ging es um soziale Strukturen, durch die gewisse soziale (merke: nicht genetische) Merkmale der Eltern einen Einfluss auf die Kinder haben.
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Beitrag von kiara » 3. Jul 2012 13:14

Zageism hat geschrieben:Vielen Dank für deine Belehrungen in Bezug auf Statistik und Sozialwissenschaften, die Vorlesungen und Seminare habe ich allerdings selbst zu genüge besucht (du auch?).
Und wie kommst du trotz Seminaren darauf, dass man aus Korrelation Kausalität implizieren kann? Das versteh ich ehrlich gesagt nicht. Obwohl... http://xkcd.com/552/ ;D
Zageism hat geschrieben: Warum du hier allerdings von Genetik sprichst, ist mir schleierhaft.
Weil Genetik eine wesentliche Rolle dabei spielt, wie sich ein Mensch entwickelt, natürlich?
Zageism hat geschrieben: Darum geht es hier schlichtweg nicht (da hast du meinen Punkt extrem missverstanden). Vielmehr ging es um soziale Strukturen, durch die gewisse soziale (merke: nicht genetische) Merkmale der Eltern einen Einfluss auf die Kinder haben.
Wie kann man das denn bitte trennen?! Welche Einflüsse genetisch und welche sozial sind, lässt sich schlicht nicht sagen.
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Re: Motive/Motivation fürs Medizinstudium / Facharzt-Ausbild

Beitrag von untitled » 3. Jul 2012 13:22

Edit: Lass' uns das hier abbrechen, das führt wirklich zu nichts.
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