Minimalismus - was sagt ihr dazu?

Plausch & Palaver
Hanne
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Beitrag von Hanne » 25. Feb 2014 13:42

Die Frage ist, geht es um eine grundsätzliche Kritik am Wirtschaftssystem? Geld ist der große Gleichmacher, aber wenn ich ganz ehrlich bin, darauf verzichten möchte ich nicht. Vielleicht bin ich da auch einfach nicht so radikal.
Aber das muß man jetzt nicht unbedingt, um dennoch Minimalismus zu mögen. Denn tatsächlich kann man sein Leben besser genießen, wenn man es erstmal richtig entmistet von allem überflüsigen Ballast. Ich habe selbst das Haus meiner Mutter nach ihrem Tod nicht etwas selbst bewohnt, sondern vermiete es jetzt relativ unkompliziert (***** Link entfernt. Siehe => Neu-User: Kommerzielle Links -- Martin) und leiste mir selbst lediglich eine Zweizimmerwohnung, die ich mit dem nötigsten befülle. Bin ich jetzt ein böser Kapitalist? Ich denke nicht.
Einmal im Jahr wird ausgemistet, aber das muß inzwischen gar nicht mehr so oft, weil ich Sachen, die ich nicht mehr brauche verschenke. Und weil ich schon viele Konsumangewohnheiten geändert habe, z.B. inzwischen völlig Immun gegen Schnäppchen etc. bin. Ich komme mit wenig Geld, vielen Freunden und viel frischer Luft aus und bin so vielleicht wirklich glücklicher.
Zuletzt geändert von Hanne am 27. Feb 2014 13:50, insgesamt 1-mal geändert.

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martin314
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Beitrag von martin314 » 25. Feb 2014 18:11

Gegenbeispiel: Warum gibt es das ganze Billigstfleisch in der Kaufhalle? Weil einige wenige es uns in den Rachen stopfen wollen?
Nein. Weil viele drauf stehen.

Es ist realtiv billig, das Böse in der Welt auf "die da oben" zu schieben. Zum Teil mag das sogar stimmen. Aber nicht vergessen: der größte Tyrann ist die breite Masse.

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 26. Feb 2014 04:09

Franz hat geschrieben: ??? Ich schreib doch ""Die Gesetze dieser Wirtschaftsform" (Aus Geld mehr Geld machen). Genau da liegt ja der springende Punkt." Dem GELD an sich wird eine zu große Rolle eingeräumt, eben dadurch, dass man aus Geld mehr Geld machen will.
Es geht nicht darum, dass da jemand etwas will, sondern dass dies gemacht werden muss. Deswegen spreche ich ja von "Gesetz". Daher verstehe ich deine Kritik nicht.
Franz hat geschrieben:Ja, das stimmt. Jedes Unternehmen, was heutzutage darauf verzichtet, würde womöglich "untergehen". Aber wie war es denn früher, als es Controlling etc. pp. noch nicht gab. Da haben Unternehmen auch funktioniert. Zwar nicht in den jetzigen Größenverhältnissen, aber es gab sie immerhin....
Ja, aber ich verstehe nicht was der Verweis auf technische und organisatorische Innovation soll? Vor Controlling oder was auch immer sind Unternehmen aus anderen Gründen in der Konkurrenz untergegangen. Z.B. durch die Einführung des Fließbandes , des Manufakturbetriebs oder weiter davor durch die Einführung der doppelten Buchführung. Die Frage ist ja nicht ob ein Unternehmen "funktionier", in dem Sinne das es sinnvolle Güter mit Gebrauchswert schafft sondern ob es Gewinn macht.
Hanne hat geschrieben:Ich habe selbst das Haus meiner Mutter nach ihrem Tod nicht etwas selbst bewohnt, sondern vermiete es jetzt und leiste mir selbst lediglich eine Zweizimmerwohnung, die ich mit dem nötigsten befülle. Bin ich jetzt ein böser Kapitalist? Ich denke nicht.
Ich verstehe den Zusammenhang nicht so ganz. Von moralischen Kategorien sollte man bei so etwas allgemein nicht sprechen. Ich kenne nun das Haus deiner Mutter nicht, aber ich vermute stark dass dieser Besitz nicht dazu ausreicht deinen Lebensunterhalt zu sichern und dazu noch etwas abwirft, was du weiterinvestieren könntest. Von daher kann man die Frage ob du Kapitalistin bist (aus Basis dieser Informationen) nur verneinen.
martin314 hat geschrieben:Gegenbeispiel: Warum gibt es das ganze Billigstfleisch in der Kaufhalle? Weil einige wenige es uns in den Rachen stopfen wollen?
Nein. Weil viele drauf stehen.
Das ist kein Gegenbeispiel, sondern eine Behauptung. Zudem benutzt du ein Strohmann Argument, indem du eine rhetorische Frage stellst, ob es Zweck von irgendwem sei die VerbraucherInnen zu einer bestimmten Konsumform zu zwingen. Natürlich nicht! Aber das hat auch niemand behauptet. Ich habe sogar explizit darauf hingewiesen dass niemand irgendwelche bösen Pläne verfolgt. Ich kann daher nicht nachvollziehen was dieses Beispiel soll.
martin314 hat geschrieben:Es ist realtiv billig, das Böse in der Welt auf "die da oben" zu schieben. Zum Teil mag das sogar stimmen. Aber nicht vergessen: der größte Tyrann ist die breite Masse.
Auch das hat niemand getan. Was soll das? Moralische Kategorien lehne ich ab. Die Mehrheit der Menschen leidet in einer reichen Welt an Armut, Hunger und Mangel. Die menschlichen Grundbedürfnisse sind nicht annähernd erfüllt und du meinst diese Menschen sind Tyrannen? Eine krassere Form der Verkehrung von Ursache und Wirkung habe ich selten erlebt.
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martin314
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Beitrag von martin314 » 26. Feb 2014 17:30

Akayi, da hast du den Satz nicht richtig verstanden. Dass die "breite Masse" so ihre Eingenschaften hat ist ja die eine Sache. Aber was hat das mit Verkehrung von Ursache und Wirkung zu tun? Warum hungern denn die Menschen?

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 27. Feb 2014 03:30

Ja, dann hilf mir doch auf die Sprünge?
Die Menschen hungern, weil man ihnen die Mittel die sie zu Leben benötigen ("Lebensmittel") gewaltsam vorenthält. Man trennt sie von den Dingen die sie zum erfüllen ihrer einfachsten Bedürfnisse benötigen. Und gerade da zeigst du mit dem Finger hin und sagst, dass seien die wahren Tyrannen und nicht etwa die die über diese Mittel verfügen und andere davon fernhalten.
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martin314
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Beitrag von martin314 » 27. Feb 2014 13:33

Akayi hat geschrieben:Ja, dann hilf mir doch auf die Sprünge?
Die Menschen hungern, weil man ihnen die Mittel die sie zu Leben benötigen ("Lebensmittel") gewaltsam vorenthält. Man trennt sie von den Dingen die sie zum erfüllen ihrer einfachsten Bedürfnisse benötigen.
Einverstanden.
Akayi hat geschrieben: Und gerade da zeigst du mit dem Finger hin und sagst, dass seien die wahren Tyrannen und nicht etwa die die über diese Mittel verfügen und andere davon fernhalten.
Das meinte ich nicht. Ich meinte die Tatsache, dass IMHO die "breite Masse" ihre Entscheidungen stark am unmittelbaren und individuellen Vorteil ausrichtet und dabei lieber keine Fragen stellt. Billigfleisch, Billigklamotten, Billigregierung :) etc.

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riothunter
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Beitrag von riothunter » 27. Feb 2014 15:37

Man muss sich ja fragen, warum wir zurzeit so viele günstige Produkte konsumieren. Das hängt einerseits wohl mit den teils eher niedrigen Löhnen, sicherlich auch mit Geiz und der Gier nach mehr zusammen, andererseits sehe ich eben das große Problem mit den Mieten, die nur noch in die Höhe schießen.

Als kleines Beispiel nehme ich meine Nachbarschaft und das Viertel (stadtnah):
Darmstadt hat sich vor ein paar Jahren zur Universitätsstadt gemausert. Das heißt natürlich, dass viele Studenten zu uns strömen und somit auch Wohnraum knapper wird (wobei die Stadt das Problem nicht beheben möchte, obwohl wir Platz hätten...). Mit den Studenten kamen auch Investoren, die natürlich nur ihren Profit im Blick haben. Das Land hat viele Wohnungen verkauft, die Investoren haben gerne zugegriffen. Ende vom Lied: Die Investoren haben, so weit möglich, Mieter aus ihren Wohnungen gekündigt, teils Eigenbedarf angemeldet, um Menschen, die älter als 50 Jahre alt waren und schon über 40 Jahre!!! in ihrem Viertel verbracht haben, rauszubekommen. Die Mieten steigen wirklich auf perverse Weise, die sich fast nur noch Studenten und Besserverdienende leisten können. Nur um Profit zu machen, werden Bürger aus ihren Vierteln geworfen und müssen teils in die Randbezirke der Stadt ziehen, weil die letzten verbliebenen, leerstehenden Wohnungen unbezahlbar sind. Und das ärgert mich ungemein. Ohne ihren Profit würden sich sämtliche Investoren gar nicht erst nach Darmstadt oder in andere Städte verirren und so bestehende Gemeinschaften auseinanderreißen.

Kurz noch was zum Thema Billigklamotten:
Meine Mutter hat mir früher immer T-Shirts von Aldi geschenkt, bis ich dann auf bedruckte Markenshirts umgestiegen bin.
Mir ist aufgefallen, dass die Aldi-Shirts meist qualitativ besser sind als Markenware. Bei 10 Euro für 3 unbedruckte Shirts war der fade Beigeschmack immer da. Ich stelle mir aber immer wieder die Frage: Zahlen Markenfirmen wirklich mehr als z.B. Discounter?
Der Preiskampf und die Deckelung der Produktionskosten sind ja enorm. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass Markenfirmen so viel mehr an die Hersteller zahlen, dass deren hohe Preise für die Shirts gerechtfertigt wären (im Vergleich zu Aldi in meinem Beispiel).
Eine freiwillige Fair-Trade-Abgabe bei jedem Kauf einer Ware fände ich eigentlich eine gute Idee. Auch wenn ich natürlich für eine generelle Fair-Trade-Einführung bin. Nur scheint mir das noch in ferner Zukunft zu liegen.

Zurück zum Minimalismus:
Ich konnte gestern 2 Regalwürfel abgeben, die mir immer im Weg standen. Der Raum sieht schon viel heller und freundlicher aus.
Außerdem habe ich meinem ehemaligen Kindergarten meine restlichen Brettspiele gespendet :)
There is always a lot of talk about motivation, but nobody really knows what I do or what I think apart from myself, so I don't really care what people say.

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Splendidus
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Beitrag von Splendidus » 27. Feb 2014 15:59

riothunter hat geschrieben: Die Mieten steigen wirklich auf perverse Weise, die sich fast nur noch Studenten und Besserverdienende leisten können.
Sorry, das verstehe ich nicht ganz.
Seit wann können sich Studenten Buden leisten, die sonst nur Besserverdienende sich leisten können?
Also ich glaub meine Miete lag damals vor 6 Jahren als Student bei Knapp 300€ warm. Und das war schon recht häftig für mich. Denke aber ein Normalverdienender könnte sich das locker leisten.
Ich bin kein Veganer.

Ann
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Beitrag von Ann » 27. Feb 2014 16:07

Ja, das ergibt nicht wirklich Sinn.
Aber ich denke, dass sich Studenten einfach (gezwungenermaßen) mit weniger Raum und damit, evl. Küche und Bad zu teilen, abfinden.

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riothunter
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Beitrag von riothunter » 27. Feb 2014 16:17

Einmal sparen Studenten durch WGs Geld. Bei fast 600 Euro für 50qm nimmt sich kein Student alleine eine Wohnung. Außerdem gibt es genügend Studenten aus wohlhabenden Familien, die unterstützt werden. Und dagegen spricht auch gar nichts, nicht falsch verstehen. Nur werden dadurch insbesondere ältere Menschen aus ihrem vertrauten Wohnraum gedrängt.
Aus Sicht der Studenten und Unbeteiligter mag das nicht dramatisch klingen, wenn man es aber selbst erlebt, mit welcher Rücksichtslosigkeit da auf Profit hingearbeitet wird, kann einem nur schlecht werden.

Ich muss noch dazu sagen, dass sämtliche Wohnungen auch saniert werden, was die Miete nur weiter in die Höhe treibt. Es ist ein Teufelskreis in unserer Stadt.
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