Verschlungene Wut

Plausch & Palaver
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Veggie Vanny
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Verschlungene Wut

Beitrag von Veggie Vanny » 31. Jul 2015 22:31

Hey,
(ich weiß nicht, ob das hier hin gehört, aber sonst verschiebt es einfach)
Derzeit bin ich in einer sehr "wütenden Phase", mit der ich mich durch mein Leben hinke. Ich wollte mal in die Runde fragen, was ihr tun würdet, wenn
-ihr Ja sagt, weil ihr Verantwortung übernehmen wollt, ihr sogesehen Ja sagen müsst, weil eure Arbeitsstelle davon abhängt, bzw weil es keinen anderen als euch gibt, der diese Bitte annehmen kann und somit der einzige seid, der die Arbeit machen kann.
-wenn eine Freundin euch ausnutzt und ihr euch nicht traut, mit ihr darüber zu sprechen, weil soviel Angst in euch ist, dass ein zwischenmenschlicher Konflikt entsteht, und davor habt ihr angst, weil ihr euch dem nicht gewachsen fühlt - ihr schluckt lieber, dann bleibt es wenigstens nur bei euch und "geht nicht in die Welt"
-ihr wirklich in der Phase wütend auf jemanden seid, der euch ständig mit SEINEM Leben nervt und an euerem Kram nur vorbeiredet (also teilweise versteht der Jemand noch nicht mal, was ihr überhaupt meint, oder er hört euch gar nicht zu)
- wenn ihr das Problem habt, dass ihr euch viel vornehmt zu sprechen (auch mehr über eure Bedürfnisse zu sprechen) und dann doch im passenden Moment den Mund nicht aufkriegt, weil ähm, ja warum überhaupt??
- ihr denkt, es ist das beste und einfachste, alles für euch zu behalten und die Wut weiterhin zu schulucken (teils wollt ihr euch sogar damit "tranieren"

Ich könnte noch so viel mehr Punkte nennen, aber ich will mal nicht gleich übertreiben. Jedenfalls bin ich derzeit echt wütend und merke, wie ich kurz vorm Platzen bin. Aber mein Platzen sieht eben leider nicht so aus, dass ich allen Leuten plötzlich ins Gesicht sage, was mir nicht passt, sondern mein Platzen ist ein Implodieren. Ich schade mir selbst noch mehr, breche irgendwas ab, isoliere mich, etc.
Und zur Zeit komme ich so schlecht damit zur Ruhe, dass ich einfach keine Möglichkeit sehe, mit jemanden darüber zu reden. Andererseits ist mir diese Ruhe dann auch zu ungeheuer. Das heißt, in solchen Momenten, wo ich über mich reden könnte, bin ich wirklich schüchtern.
Ich hoffe, ihr könnt mich da verstehen und mir weise Ratschläge geben x(
Danke fürs Lesen :heart:
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Nullpositiv
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Beitrag von Nullpositiv » 31. Jul 2015 22:36

Ich würde zuerst versuchen etwas von der Wut los zu werden. Sport wäre meine Mittel der Wahl. Am besten eine Mischung aus Ausdauer-, Kraft- und Kampfsport. Wenn du dann wieder auf einem halbwegs normalen Level bist kannst du versuchen die Punkte die du angesprochen hast in einer produktiven Weise anzugehen und niemand ohne Grund vor den Kopf zu stoßen.
Zuletzt geändert von Nullpositiv am 1. Aug 2015 17:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Rena
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Beitrag von Rena » 1. Aug 2015 08:21

Du fragst ja,was wir machen würden. Und ich würde solche Dinge tatsächlich direkt ansprechen,wenn sie mich sehr stressten.
Ausserdem ist es oft hilfreich die Sachen nicht persönlich zu nehmen (ja ich weiss,leicht gesagt) und den Menschen sozusagen zu verzeihen,dass sie so doof sind.
In einem Hotel,in dem ich mal arbeitete wurde uns gesagt,deass man besonders schwierige Gäste so behandeln sollte,las hätten sie halt ne schwere Krankheit,oder ein extrem schweres leben,dass es ihnen unmöglich macht Rücksicht auf uns zu nehmen und es uns zur Aufgabe machen sie trotzdem froh zu machen.
Ätzendes blabla und sollte uns dazu anhalten anderen in den Arsch zu kriechen,ist klar,aber die menscvhen nicht für ihr Handeln verantwortlich zu sehen und im gegenzug alles auf sich zu lasten und sich zu daneken,dass man selber in der Position ist die Dinge zu ändern,egal in welche Richtung ist sehr gut,finde ich.

Also,wenn ich zulasse,dass jemand in meinen persönlichen emotionalen Sicherheitsbereich eintritt und ihm nichtmal sage,was er da tut,bin ich quasi selber schunld. Ich habe die Entscheidung diese Situation zu stoppen.
Der Freundin würde ich das z.B auch sagen "Du hör mal,du belastets mich in einem Maße mit deinen Problemen und scheinst kein Ohr mehr für mich zu haben,dass ich das Gefühl habe,ich muss mich irgendwann distanzieren,um nicht unterzugehen. Ich versteh,dass du es gerade schwer hast und hör dir auch zu,aber bald ist ein Punkt erreicht,an dem ich nicht mehr kann."

Bei der Arbeit ist es doch oft so,dass einem Sachen so lange aufgelastet werden,solange man da mitmacht. Kann man dann nicht mehr (z.B Krankheit) geht es wie aus Zauberhand plötzlich doch anders,oder es wird schnell ne Lösung gefunden.
Man ist halt auch schnell dabei zu sagen "Ich bin halt die einzige gerade,die das kann" weils ja neben der belastung auch irgendwie ne Bestätigung ist.

Lass dir nicht zu viel aufhalsen. :)
Wer garniert ist zu doof zum anrichten.

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mona1312
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Beitrag von mona1312 » 1. Aug 2015 16:57

Hey VeggieVanny!
Erstmal: ich finde 0+ Rat super und auch das was Rena geschrieben hat.
Ich hatte mal einen Chef mit dem ich jeden Tag gearbeitet habe und der mir bis zum Anschlag auf die Nerven gegangen ist. Ich wußte, dass er Kritik nicht vertragen kann und im Gegenteil permanent Lob braucht weshalb ich schwieg und lächelte.
Es wurde immer schlimmer. Irgendwann ist mir dann (was eigentlich absehbar war, denn ich hatte null Übung im Runterschlucken) der Kragen geplatzt. Mir war schlagartig egal ob er mich rauswirft. Ich hab laut x mal "Nein, nein Tom, nein...!" geschimpft und ihn einfach stehen lassen. Es war ein riesen Drama.
Er hatte danach bis zum Schluß Angst vor mir und wollte auch keine Aussprache. Ich bin sicher, hätte er gekonnt, hätte er mich gekündigt. Aber das war zu der Zeit für ihn sehr schwirig und so lächelten wir nach 2 Wochen Sendepause einfach weiter.
In der Folgezeit hab ich wenn ich merkte, dass ich nicht mehr lächeln kann, mindestens Kurzurlaube gemacht (2-3 Tage verschiedener Ausdauersport in sehr schöner Umgebung) um Abstand zu bekommen und mich wieder einzukriegen. Irgendwann hab ich in ideal friedlicher Atmosphäre gekündigt.

Distanz zu Menschen die mich aufregen ist spätestens seitdem immer mein Mittel der Wahl. Wenn ich Abstand habe kann ich meine Kritik.. viel nüchterner sehen und formulieren und meistens auch über die Absurdität des Verhaltens meines Gegenübers lachen, was mir sehr hilft.
Über Tom kann ich ohne zu lachen kaum 2 Sätze sagen. Diese Art von mir, das was ich schlimm finde zu zerlegen, seine Absurdität auch durch Zuspitzung (für mich) zu verdeutlichen und dann darüber zu lachen, ist ein Weg den grad relativ verzweifelte Menschen in meinem Umfeld sehr mögen und ich glaub er hilft so nicht nur mir. Aber ich bin unsicher ob mensch ihn bewußt einschlagen kann? Vielleicht.

Ich hoffe du schaffst es deine Wut loszuwerden! Ich hoffe du wehrst dich wenn Leute scheiße zu dir sind! Und ich hoffe du fällst damit wieder auf die Füße!
Versuch dir vorher einen guten Plan zu machen, wie du deinen Ärger äußern willst und nicht zu warten bis dir irgendwann die Sicherungen durchfliegen und dann am Ende auch für dich alles in Scherben liegt.
Viel, viel Glück dabei!!
Jedes Herz...
...ist eine revolutionäre Zelle.

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Veggie Vanny
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Beitrag von Veggie Vanny » 2. Aug 2015 21:46

Vielen Dank euch! :heart:
Sind echt gute Ratschläge bei. Ich hatte heute mal einen Tag frei, da habe ich viel Sport gemacht. Vom Fahrrad ins Wasser auf die Beine sozusagen. Dadurch habe ich auch dafür gesorgt, dass mein BLutdruck wieder normal wird und mein Kopf freier. Ja, ich merke auch immer, wie hilfreich Distanz ist. Erstmal nix tun, was mit der Situation zu tun hat und dann Zeit und Abstand gewinnen. Ich werde auch mit meiner Arbeitskollegin und Freundin reden, wenn sie aus dem Urlaub zurück ist. Da muss ich mich aufraffen, denn dann ist es endlich raus aus mir.
Rena, der Tipp mit der IMagination ("der ist krank","hat Probleme", etc.) ist sehr gut, tatsächlich denke ich auch oft daran, dass der Mensch eben spirituell noch sehr unreif ist (da ich auf dieser Schiene fahre und das Leben eben oft "beobachte"). Das ist übrigens nix negativ betrachtetes. In einem Mensch-Ärgere-Dich-nicht-Spiel ist es zB auch so, dass man ja nix dafür kann, wenn man eben noch weit am Anfang steht. Da darf man ruhig die Zeit beschuldigen. Und jeder braucht anderweitig viel Zeit. Manche mehr, manche weniger.
Ich werd mal dranbleiben =)
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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 3. Aug 2015 11:15

"Runterschlucken" geht imo gar nicht. es ist meiner Ansicht und Erfahrung nach im Regelfall fast egal, wie "böse" manche Dinge ausgehen, wenn man diese versucht anzugehen - das ist immer noch viel besser als das aufzustauen.

(insbesondere, weil diese "Aufstauen" oft ja nicht ewig funktioniert. und dann "explodiert" man irgendwann und macht und sagt im Affekt Dinge, die man nur kurze Zeit vorher nicht gesagt hätte und die man hinterher bereut)


abgesehen davon kann ich mir vorstellen, daß du das hier aktuell auch gut gebrauchen kannst: :hug:
Man hat jeden Tag die Chance die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. ♥

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Veggie Vanny
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Beitrag von Veggie Vanny » 4. Aug 2015 16:16

Kim Sun Woo hat geschrieben:"Runterschlucken" geht imo gar nicht. es ist meiner Ansicht und Erfahrung nach im Regelfall fast egal, wie "böse" manche Dinge ausgehen, wenn man diese versucht anzugehen - das ist immer noch viel besser als das aufzustauen.

(insbesondere, weil diese "Aufstauen" oft ja nicht ewig funktioniert. und dann "explodiert" man irgendwann und macht und sagt im Affekt Dinge, die man nur kurze Zeit vorher nicht gesagt hätte und die man hinterher bereut)
Oh ja, da sagst du was. Wird wohl alles ein Angebot vom Leben sein, etwas zu verändern... Eigentlich sind die Leute, die einen Ärgern, ja nett, weil man kann dann auf seinem persönlichen Weg besser/schneller vorankommen =D Ist mir heute nochmal so aufgefallen..
Kim Sun Woo hat geschrieben:abgesehen davon kann ich mir vorstellen, daß du das hier aktuell auch gut gebrauchen kannst: :hug:
Oh, danke ^.^ :hug:
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