Der "dumme Scheiße" über die ihr euch ärgert-Thread

Plausch & Palaver
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ClaireFontaine
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Beitrag von ClaireFontaine » 10. Apr 2015 12:54

Ich kann mir eher vorstellen, dass das was mit "das haben nur die anderen" zu tun hat. Gerade in konservativen Kreisen hat man sowas nicht zu haben und es wird totgeschwiegen. Und natürlich haben Politker/innen das nicht...

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untitled
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Beitrag von untitled » 10. Apr 2015 16:53

"Eigentlich" ist das natürlich Publikumskommunikation. Die öffentliche Meinung als gesellschaftsinterne Umwelt hat sich derzeit u.A. auf dieses Thema geformt, und so wird in diesem Zusammenhang auf diese Formung hin in einer Beobachtung zweiter Ordnung kommuniziert. Natürlich wissen Menschen auch in der CSU, dass das nicht nur "die anderen" haben und dass solch ein Gesetz vom Rechtssystem wohl ohnehin kassiert würde. Aber als rechtskonservative Partei, ist Law & Order/Sicherheit ein Kernthema. Und so markige Forderungen sorgen eben dafür, dass man beim Kernklientel ebenso wahrgenommen wird und man aufgrund dieser Beobachtung sich selbst ebenso diesbezüglich seiner selbst vergewissert. Aber total irre ist das inhaltlich natürlich trotzdem.
Zuletzt geändert von untitled am 10. Apr 2015 17:00, insgesamt 1-mal geändert.
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ClaireFontaine
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Beitrag von ClaireFontaine » 10. Apr 2015 16:59

untitled hat geschrieben:"Eigentlich" ist das natürlich Publikumskommunikation. Die öffentliche Meinung als gesellschaftsinterne Umwelt hat sich derzeit u.A. auf dieses Thema geformt, und so wird in diesem Zusammenhang auf diese Formung hin in einer Beobachtung zweiter Ordnung kommuniziert.
Das bräuchte ich nochmal etwas umgangssprachlicher, bitte :)

Du hast da natürlich mehr Ahnung, aber mir fällt es schwer zu glauben, dass die mit so einem Thema ernsthaft und reflektiert umgehen.

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untitled
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Beitrag von untitled » 10. Apr 2015 17:16

Das muss auch nicht von Seiten des Abgeordneten reflektiert und rational sein; die Funktion ist aber die selbe.

Gemeint ist folgendes: öffentliche Meinung ist Kommunikation, die als kommunikative Umwelt auf alle Gesellschaftsbereiche bezogen wird: Ob es sich um Politik, Recht, Ökonomie, Kunst, Erziehung, etc. handelt: öffentliche Meinung umgibt diese Bereiche immer irgendwie (auch, wenn sie sie gerade nicht explizit im Blick haben). Wenn öffentliche Meinung sich zu Themen formt, bilden sich sozusagen kommunikative Fixpunkte. Nimm' den Flugzeugabsturz: Hier formt sich öffentliche Meinung zu einem Thema, an das Politik (neue Gesetze/Macht), Recht (bestehendes Recht), Ökonomie (Profitaspekte), etc. anknüpfen können.

Mit Beobachtung zweiter Ordnung ist in diesem Zusammenhang folgendes gemeint: Dieser CSU-Abgeordnete kommuniziert seine Bullshit-Idee. Mal abgesehen davon, dass andere Politiker/innen hierauf reagieren, richtet sie sich auch an das Publikum (die Bürger/innen). Und in der Art, wie dieses Statement von Bürger/innen aufgenommen wird, sieht der Politiker, wie er auftritt. Er beobachtet die Beobachtung derjenigen, die ihn beobachten und vergewissert sich dadurch sozusagen seiner selbst (Beobachtung zweiter Ordnung). Und wenn du das nun von einzelnen Personen abstrahierst, hast du politische Kommunikation im Zusammenhang mit diesem Absturz/geformter öffentlicher Meinung. Es ist relativ wumpe, welcher CSU-Typ so argumentiert; systemisch ist diese konserivative Richtung angelegt und sie kommuniziert entsprechend. Ebenso grüne, sozialdemokratische und linke Kommunikation. Und so ist es Publikumskommunikation. Und der Inhalt ist so richtig heftige Kotzescheiße.
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Beitrag von ClaireFontaine » 10. Apr 2015 17:21

Verstehe....

Warum konnte ich meine Uni-Kurse nicht bei dir haben?

Aber umso problematischer, wenn dadurch wirklich ein Diskurs angeregt werden würde, bzw. andere das ernst nehmen. Inwieweit ist sowas in Hinsicht auf soziale Stigmata zu bewerten?

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Beitrag von untitled » 10. Apr 2015 17:32

Da es in politischer Kommunikation immer um Macht/keine Macht geht, ist es dann problematisch, wenn diese kommunikative Position auch eine Machtposition hat. Ansonsten kann man natürlich viel fordern und wird immer ein Teilpublikum finden, dass das gut findet (nimm diesen Absturz: Es gibt mit Sicherheit Bürger/innen die diesen Quatsch super finden - zum Glück sehen es aber nicht alle so). Die Frage ist eben: Ergeben sich daraus Mehrheiten?

Die weitere Frage ist: Vom Diskurs mal abgesehen, muss eine entsprechende Gesetzesentscheidung natürlich grundgesetzkonform sein. Hier gibt es eine strukturelle Koppelung zwischen Politik und Recht. Meine Vermutung ist: Dass würde das BVerfG nicht akzeptieren, weil es Einzelne diskriminiert und Fälle unterschiedlicher Schwere gleichsetzt. Aber man weiß ja nie, was den Leuten da noch so einfällt.

Edit: Ich nehme gerne Lehraufträge deiner Uni an. :mg:
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Beitrag von ClaireFontaine » 10. Apr 2015 17:41

Aber es ist ja nochmal ein Unterschied, ob von politischer Macht die Rede ist oder ob sich Leute in ihrer Meinung von sowas beeinflussen lassen. Mir geht es darum, was so ein Diskurs mit der Meinung der Leute macht. Beispiel: Meine Mutter war plötzlich sehr schnell dabei, dass man in solchen Fällen die ärztliche Schweigepflicht aufheben sollte, denn "solche Leute" sind ja gefährlich. Nicht, dass die vorher sonderlich reflektiert war, aber solche Menschen saugen das ja leider auf...

Da hab ich persönlich leider kein Mitspracherecht. Wenn ich eins hätte, hätte ich zugegebenermaßen erstmal eine kleine Liste abzuarbeiten ;) Mach mal was zu Maskulismus oder nem anderen Gender-Thema, dann reg ich nen Vortrag an :mg:

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Beitrag von untitled » 10. Apr 2015 17:47

Das ist eine andere Frage: Auf institutionell-politischer Ebene ändern sich Machtverhältnisse in der Regel nur alle 4-5 Jahre. Was aus der Umwelt in der Zeit wird, ist da tatsächlich ein Problem. Spannend dazu ist übrigens die "Deutsche Zustände"-Studie, die in einer zehnjährigen Verlaufszeit aufzeigte, wie ökonomischer Druck zu einer stärkeren Ausprägung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (u.A. gegenüber erkrankten Menschen) kommt.

Genderseminare kann ich auch, kein Problem! :D
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Beitrag von ClaireFontaine » 10. Apr 2015 18:02

untitled hat geschrieben: Spannend dazu ist übrigens die "Deutsche Zustände"-Studie, die in einer zehnjährigen Verlaufszeit aufzeigte, wie ökonomischer Druck zu einer stärkeren Ausprägung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (u.A. gegenüber erkrankten Menschen) kommt.
Davon hatten wir es ja letztens, aber dann hab ich jetzt was, wonach ich mal googlen/suchen kann. :)

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illith
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Beitrag von illith » 15. Apr 2015 01:48

das ist doch nicht nur meine selektive wahrnehmung, dass in letzter zeit gefühlt dauernd in den USA schwarze männer von weißen cops gekillt werden und hier flüchtlingsheime brennen??
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