Verfasst: 16. Feb 2024 21:33
Nein, das ist keine Erklärung. Du erklärst Russlands Handeln nicht sondern Du begründest deine Haltung in der Persönlichkeit Putins.
Glaubst du denn nicht dass das Handeln Russlands sich nicht zumindest in Teilen aus der Persönlichkeit des Mannes erklärt, der quasi totalitär über diesen Staat herrscht?
Nach meiner Erinnerung äusserte Putin zu mehreren Gelegenheiten, Kriegsziele seien noch immer Behalten der 4 Oblasts + der Halbinsel Krim sowie Entnazifizierung des restlichen Ukraine Gebiets, was wohl gleichbedeutend mit Schaffung eines Russland ergebenen Regimes wie in Belarus ist.
So lange die Faktoren die das Handeln bestimmen die sind die auch das Handeln aller anderer Staaten bestimmt und hinreichend erklären können ist das schlicht unnötig.Mr. Kennedy hat geschrieben: ↑17. Feb 2024 23:29Glaubst du denn nicht dass das Handeln Russlands sich nicht zumindest in Teilen aus der Persönlichkeit des Mannes erklärt, der quasi totalitär über diesen Staat herrscht?
Staatliche Interessen sind das eine, die Ansichten wie diese am besten umgesetzt werden können, das andere und meiner Ansicht nach zum Teil in der Persönlichkeit und Ideologie der exekutiv handelnden Personen verankert. Case in point: Biden möchte Militärhilfen für die Ukraine ausweiten, Trump möchte sie einstampfen. Woher diese Diskrepanz? Du scheinst unter der Annahme zu argumentieren, alle Staatenlenker folgten innerhalb des globalen Systems der Staatenkonkurrenz vollkommen rational dem objektiv erfolgversprechensten Weg die Hierarchiestellung des eigenen Staates zu optimieren. Systemisch zu denken ist sicher nicht verkehrt, aber mörderische Konflikte gibt es seit es Menschen gibt und nicht erst seitdem es Staaten gibt.
Putin hat uns über zwei Jahrzehnte an konkreten Handlungen und Entscheidungen geliefert an denen man seine Vorstellung von Russlands Stellung und Rolle in der Weltpolitik ablesen kann. Ich kann mich nur wiederholen, aber du teilst diese Meinung über ihn ja auch zu einem gewissen Grad ("Putin wäre vielleicht gerne ein Imperialist").
Wo bspw. hat man in den letzten 20 Jahren ablesen können das Russland so oder so handelt, weil Putin "böse" ist?Mr. Kennedy hat geschrieben: ↑21. Feb 2024 12:04Putin hat uns über zwei Jahrzehnte an konkreten Handlungen und Entscheidungen geliefert an denen man seine Vorstellung von Russlands Stellung und Rolle in der Weltpolitik ablesen kann. Ich kann mich nur wiederholen, aber du teilst diese Meinung über ihn ja auch zu einem gewissen Grad ("Putin wäre vielleicht gerne ein Imperialist").
Ich habe immer noch nicht ganz begriffen was eine "Erklärung" in deinen Augen definiert. Wann ist ein Sachverhalt "erklärt"? Wenn jeder Aspekt als eine notwendige Konsequenz der systemischen Vorgänge unserer etatistischen und kapitalistischen Weltordnung definiert ist? So wie als gäbe es innerhalb dieses Systems keinen einzigen Menschen mit moralischem Handlungsspielraum?Akayi hat geschrieben: ↑22. Feb 2024 10:15Es gibt sicher subjektive Faktoren und Debatten über den besten Weg der Nation in der Staatenkonkurrenz. Das allerdings als erklärenden Faktor heranzuziehen, einzig mit dem Verweis dass Putin eben "böse" sei, bringt einen nicht weiter. Es erklärt nichts, es verschleiert lediglich.
Sprachliche Ungenauigkeit, schon klar. Ich glaube ja eher, dass hier deine Intuition einfach mal die Realität recht konkret beschrieben hat.Akayi hat geschrieben: ↑22. Feb 2024 10:15Die sprachliche Ungenauigkeit habe ich mir selbst zuzuschreiben. Putin wähnt sich nur deshalb als Imperialist weil er in der tatsächlichen Potenz Russlands imperialistische Mittel erkennt. Das sollte stehen: Russland würde gerne imperialistische agieren, kann es aber nicht. Imperialismus ist eben keine moralische Kategorie sondern eine politische und ökonomische Frage.
Moral ist eine wirklich nutzlose Kategorie. Moralisch soll hier vermutlich heißen "nicht böse", vielleicht sogar "gut". Das sind sachfremde Kriterien die Du an den Gegenstand anlegst. Ist Biden etwa "gut" weil er einen Stellvertreterkrieg gegen Russland führt oder ist Trump "gut" weil er ihn beenden möchte? Das hat mit den Vorgängen die ich versuche zu verstehen einfach nichts zu tun. Wer sich hier an zufälligen, subjektiven Prämissen und nicht an objektiven Interessen orientiert der verliert in der Konkurrenz. Es mag Ausnahmen geben wo ein als "moralisch" gut bewertetes Handeln auch Vorteile bringen mag. Das liegt aber dann daran dass dies dann zufällig zusammen geht. In der Regel tut es das nicht.Mr. Kennedy hat geschrieben: ↑22. Feb 2024 17:13So wie als gäbe es innerhalb dieses Systems keinen einzigen Menschen mit moralischem Handlungsspielraum?