das Duz-Phänomen - sind wir alle ikea?

Politische Diskussionen ohne Tierrechtsbezug
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Akayi
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Beitrag von Akayi » 25. Okt 2013 19:43

Kommt stark auf die Situation an. Angenommen es handelt sich um einen Diebstahl würde ich den Verlust anzeigen, wenn das z.B. für die Versicherung einen Voraussetzung wäre aber keine Anzeige erstatten wollen. Geht es um Körperverletzung mit Waffengewalt würde ich eine Anzeige erwähnen um dies für die Zukunft zu verhindern ("Keep knives of the street").
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Anders
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Re: das Duz-Phänomen - sind wir alle ikea?

Beitrag von Anders » 25. Okt 2013 19:45

War nicht als "lachhaft" gemeint, eher als "belustigt".
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

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Vampy
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Re: das Duz-Phänomen - sind wir alle ikea?

Beitrag von Vampy » 25. Okt 2013 21:00

ich finds albern. das bewirkt weder was, noch bringt es sonst irgendwelche Vorteile. wenn man jetzt irgendwie traumatisiert ist, weil man schlimme Erlebnisse mit Polizisten hatte, ist das was anderes, aber von vornherein zu sagen "mit dem gesocks red ich nicht" erscheint ziemlich kindisch
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Akayi
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Re: das Duz-Phänomen - sind wir alle ikea?

Beitrag von Akayi » 26. Okt 2013 02:32

Klar bringt das was. Je weniger Aussagen du gegenüber denen machst, desto besser (gerade wenn man wie du dazu neigt nicht nachzudenken bevor du was sagst). Und als ob ich behauptet hätte damit etwas zu "bewirken"...
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

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Wuseljule
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Beitrag von Wuseljule » 26. Okt 2013 14:00

OnTopic:
Ich habe ein ganz besonderes Verhältnis zum Duzen und Siezen.

Ich finde es befremdlich, wenn Menschen in meinem Alter mich siezen und umgekehrt. Sehr lustig waren zwei Situationen dieses Jahr: Es waren im Abstand von einigen Wochen zwei Mädels - etwas jünger als ich - zum Vorstellungsgespräch im Büro und ich habe ihnen jeweils etwas ihre (mögliche) neue Arbeit vorgestellt. Ich habe krampfhaft versucht zu vermeiden "du" oder "Sie" zu sagen XD Das ist sogar meinen Kollegen aufgefallen. Bei dem einen Mädel habe ich mich dann aber so in Fahrt geredet, dass mir irgendwann ein "Du" rausgerutscht ist.

Überhaupt ist das Büro ein interessante Umgebung, was dieses Thema angeht. Ich habe vor meinem Start ins Arbeitsleben zwei Praktika gemacht:
Eines hat halb in Deutschland und halb in Frankreich (im gleichen Unternehmen) stattgefunden und ich wurde an beiden Standorten gesiezt und habe die Kollegen natürlich auch gesiezt. In Frankreich war dann aber noch eine andere deutsche Praktikantin, mit der habe ich mich ohne zu überlegen geduzt - das nehme ich erst jetzt bewusst wahr. Zu den anderen Kollegen habe ich nie ein engeres Verhältnis aufbauen können. Aber vielleicht war das Praktikum dafür auch zu kurz.
Ganz anders war das bei einem weiteren Praktikum in Frankreich. Dort wurde ich am ersten Tag rumgeführt und meinem Chef vorgestellt: "Das ist Yannick." Alle Kollegen haben sich mit dem Vornamen vorgestellt und ich war ganz verwirrt: "Duzen sich hier alle?" OUI :) Nur die Chefs ganz oben wurden gesiezt. Zu den Kollegen hatte ich ein ganz anderes und enges Verhältnis, aber das lag vielleicht auch an der Länge des Praktikums.
Genauso kenne ich es auch bei meiner aktuellen Arbeitsstelle (deutsches Unternehmen). Alle duzen sich, nur die ganz obersten werden mit "Sie" angesprochen. Es ist ein schönes und auch respektvolles Miteinander. Nur einmal hatte ich ein negatives Gefühl wegen des Duzens. Ich war megasauer auf den Vorgesetzten meines Vorgesetzten und wollte ihm meine Kritik an dem, was passiert war, mitteilen, aber ich dachte: "Wenn ich jetzt zu ihm ins Büro gehe, vergreife ich mich im Ton." Die Befürchtung hätte ich wahrscheinlich nicht gehabt, wenn ich ihn gesiezt hätte.
Freitag trete ich eine neue Stelle an (Unternehmen = deutsche Tochter eines frz. Unternehmens) und mir wurde schon mitgeteilt, dass sich ALLE im Unternehmen duzen - bis hin zum obersten Chef! Ich bin gespannt.

Denn eigentlich ist es so, dass ich, wenn ich mit jemandem spreche, der deutlich älter ist als ich, gar nicht anders kann als zu siezen! Einige (Noch-)Kolleginnen in der Buchhaltung sind über 50 und die sieze ich. Punkt. Und wenn sich jemand, der 50 +ist, mir mit dem Vornamen vorstellt = Aufforderung zu duzen, fahre ich meist die Vermeidungstaktik (s. o.), weil ich es komisch fände zu duzen :D Ich vermeide es also kramphaft, in die Situation zu kommen, "Du" oder "Sie" benutzen zu müssen.
Das mache ich auch generell, wenn es unklar ist, was angebracht ist.
Beim Fußball hingegen duze ich grundsätzlich ALLE :D Ich würde nie auf die Idee kommen, im Stadion jemanden zu siezen!
Naja, aber als ich einmal Gerd Müller (Jahrgang 1945) getroffen habe, habe ich ihn gesiezt. :kk: Complicated.
Und alles ist jetzt. Es ist alles alles jetzt.

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illith
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Beitrag von illith » 26. Okt 2013 17:43

ich finds auch immer etwas awkward bei partnerInnen von schutzbefohlenen, die ü18 aber jünger als ich sind. :drop1:
umgekehrt ist es grausam, wenn mich beim sport jüngere neulinge erstmal siezen - vor allem, wenn die schon ü20 sind >.< #alt
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Simsa
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Re: das Duz-Phänomen - sind wir alle ikea?

Beitrag von Simsa » 26. Okt 2013 18:29

Also es gibt durchaus Polizisten, die einfach mal losduzen. Da bestehe ich dann aber eben auf dem Sie :)

An und für sich mit Sie aber genauso rotzig daherkommen und meine persönliche Abneigung klar machen wie mit Du. Manchmal sogar ein bisschen besser. Da hat das also nicht wirklich etwas mit Respekt zu tun.

Manchmal sieze ich meine Kollegen spaßhaft. Dann hat man mal etwas Abwechslung in der Anrede :D
Ältere Kollegen (auch die über 50) kann ich aber leicht duzen, das fällt mir auch nicht schwer.
Am anstrengendsten ist es wirklich, wenn wir jüngere Klienten haben (20-30 Jahre), die auch noch eher aus der linken Richtung kommen. Die zu siezen kommt mir einfach total falsch vor, weil die tatsächlich auch noch zu meinem Freundeskreis gehören könnten...

Veti
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Beitrag von Veti » 27. Okt 2013 01:48

Bin Hundetrainerin und habe es mit Hundemenschen/Kunden zu tun: du
Erste Kontaktaufnahme findet meist per Anruf oder E-Mail statt. Da werde ich gesietzt. Am Telefon sietze ich anfangs zurück (bis klar ist, dass es um Hunde geht. Weiss anfangs nicht, was der/die Anrufende möchte).
Mail wie Telefon kläre ich aber rasch auf, dass wir einander du'zen, es sei denn, jemand wünsche sich explizit, gesietzt zu werden (kam bisher nicht vor). Mit neuen Kunden spreche ich das vorher immer erst ab und duze nicht einfach. Jüngere, bzw. Erfahrene, die bereits wissen, dass man sich in Hundeschulen meistens dutzt, fragen entweder direkt nach oder duzen drauf laus.

Freunde, Kollegen, Bekannte, Verein und Co.:du

Geschäftsmenschen, wie z.B. meinen Anwalt, Versicherungsleute, die mich aufgrund meiner Unfälle betreuen, usw. Mir fremde Menschen: sietzen. Da beharre ich auch darauf gesietzt zu werden (Distanz wahren).


Hausarzt: du. Dazu anmerken muss ich aber, dass wir uns als direkte Wohn-Nachbaren kennen und dadurch irgendwann duzen gelernt haben und ich erst später zu ihm als Hausarzt wechselte.


Frisöse: Vorname + Sie. Bin eben ein Fossil, das stammt noch aus einer Zeit, als das beim Frisör noch Gang und Gäbe war.


Als ich 2007 im Krankenhaus war, war ich etwas irritiert, dass mir alle mit Nachname vorgestellt wurden. Ich kannte es vorher jahrzehntelang mit Vorname + Sie. (Musste früher so oft ins Krankenhaus, dass mich das bis heute irritiert). Ich habe ja meist irgendwas, bei dem ich nach der Operation die ersten paar Tage auf Hilfe angewiesen bin. Es fühlt sich voll bescheuert an, per sietzen solche Distanz zu wahren, sie aber auf der anderen Seite so Nahe ran lassen zu müssen. Das war der Grund, dass ich beim letzten Aufenthalt unbedingt noch blutig nach Hause wollte. Ich hielt dieses Distanz/Nähe Dings keinen Tag länger aus. Aus Patientinnensicht finde ich das keine gute Änderung (aus deren Sicht kann ich es verstehen, dass wohl so einige PatientInnen nicht genügend Distanz gewahrt hatten).
Wenn ich paar Tage länger bleiben muss, bieten mir die Meisten irgendwann das du an. Aber so lange will ich in der Regel nicht bleiben ;) (Und finde ich dann auch wieder merkwürdig, weil man die Meisten im Normalfall nie wieder sieht).

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Simsa
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Re: das Duz-Phänomen - sind wir alle ikea?

Beitrag von Simsa » 27. Okt 2013 10:23

Veti: So in etwa sehe ich das auch.
Habe eine ganze Weile mit Behinderten Erwachsenen gearbeitet, in einer Wohngruppe. Das ganze Konzept war auf familiär ausgelegt, bis sie vor 2 Jahren dann beschlossen, dass sich zwischen den dort wohnenden und den Mitarbeitern gesiezt wird.
War für die Mitarbeiter nicht schön und für die Bewohner dort natürlich auch nicht - lass dich mal von einem Menschen duschen, den du nur siezen darfst.
Immerhin haben sie nach langem hin und her beschlossen, dass das erst bei Neueinzügen stattfindet. Also die, die schon lange dort wohnen dürfen die alten Mitarbeiter noch duzen. Wenn ein neuer Mitarbeiter anfängt wird direkt gesiezt, zieht ein neuer Bewohner ein wird gesiezt.
Ich finde die Wertschätzung in diesem Bereich enorm wichtig, finde aber nicht, dass man so etwas durch Sie verdeutlichen muss...

Veti
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Beitrag von Veti » 27. Okt 2013 14:00

Simsa hat geschrieben: lass dich mal von einem Menschen duschen, den du nur siezen darfst.
Genau das meinte ich, Simsa. Gerade beim ersten Mal duschen nach der Operation fiel es mir das erste Mal bewusst und richtig stark auf und es stellte sich das erste Mal ein Unbehagen ein, dass ich zu Zeiten von Vorname + Sie nie erlebt hatte.

Ich mache Wertschätzung (bin selbst im Rolli) auch nicht am Sietzen fest.

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