Ich darf nicht vegan werden! Hilfe!

Schwangerschaft, Kinder & Familienleben
ILoveAnimals

Ich darf nicht vegan werden! Hilfe!

Beitrag von ILoveAnimals » 21. Okt 2014 20:17

Moderationshinweis: Thema verschoben in das Forum "We Are Family?".
-- Rosiel




Hallo,
Ich bin ein dreizehnjähriges sehr tierliebendes Mädchen das seit ca. einem halben Jahr vegetarisch lebt. Meine restliche Familie sind überzeugte Fleischesser (leider) und meine Eltern haben nur zugestimmt weil sie dachten dass das nur eine vorübergehende Phase wäre. Ich war bisher eigentlich ganz zufrieden, aber mittlerweile habe ich ein sehr schlechtes Gewissen wenn ich zum Beispiel Milch trinke oder ein Produkt esse in dem Eier enthalten sind. Inzwischen bin ich auch zu dem Schluss gelangt das nicht nur Fleisch moralisch verwerflich ist sondern alles andere tierische auch und das ich gern vegan leben würde. Das Problem ist: meine Eltern würden das nie erlauben ! Ich hab sie sogar schon mal gefragt und insbesondere meine Mutter würde das nie im Leben akzeptieren. Ich habe schon versucht es ihnen zu erklären aber für sie sind Tiere minderwertiger als Menschen und außerdem "sind die Videos und Fotos ja nur Einzelfälle". Was soll ich tun? Soll ich es mit meinen Eltern (vielleicht für immer) verscherzen oder lieber weiter das schlechte Gewissen aushalten? Was würdet ihr tun? Wart ihr auch schon mal in so einer Lage? Und ist das im Wachstum überhaupt gesund? Ich hoffe auf Hilfe :/
LG, Tabea

PS: Ich bin mir nicht sicher ob das in der richtigen "Abteilung" ist, sorry falls nicht

.u.
wieder ohne
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Beitrag von .u. » 21. Okt 2014 21:11

Hallo Tabea,

erstmal finde ich dein Mitgefühl und, dass du dir deine eigenständigen Gedanken machst, toll und hoffe, dass du es dir beibehältst, egal wie gut du ein veganes Leben in den nächsten Jahren umsetzen kannst.

Grundsätzlich: Eine abwechslungsreiche vegane Ernährung ist auch im Wachstum völlig unproblematisch, wenn du z.B. darauf achtest B12 Tabletten einzunehmen und so weiter.

Ich denke, es ist gut, wenn deine Eltern merken, dass du vernünftig bist und weißt, warum du keine Tiere essen möchtest. Vielleicht ist es möglich, über längere Zeit einzelne vegane Komponenten Stück für Stück "einzuschleichen".

Wer macht bei euch die Einkäufe? Vielleicht kannst du sie zunächst bitten, dir Sojamilch mitzubringen. Dann kannst du dir vielleicht ab und zu Tofu auf die Schul-Schnitte schneiden. Damit hättest du schon mal ein paar tierliche Sachen im Alltag vermieden, die viel ausmachen, auch wenn am Wochenende oder abends noch unvegane Sachen auf den Tisch kommen, die deine Eltern kochen.

Vielleicht kannst du deine Eltern auch einfach mal mit eigenen veganen Gerichten überraschen. Wenn du für die Familie kochst, freuen sie sich bestimmt erst mal. Und wenn es schmeckt und sättigt und gesund wirkt, werden sie vielleicht offener :-)

Bestimmt kommt ihre Ablehnung auch daher, dass sie keine Lust haben, sich damit zu beschäftigen, weil sie zu viel anderen Stress haben. Das heißt: Wenn du ihnen immer mal Stück für Stück ganz konkret Vorschläge machst ("könnten wir nicht öfter mal Linsen essen - da ist übrigens drei mal mehr Eisen drin als in Fleisch" bzw. Sojamilch statt Kuhmilch), können sie es leicht umsetzen ohne Anstrengung.

LG :)
...But the stars we could reach were just starfish on the beach.

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Anders
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Beitrag von Anders » 21. Okt 2014 21:22

Hi Tabea.
Zuerst mal: Krass, dass du dir mit 13 solche Gedanken machst.

Um deine Fragen rückwärts anzugehen: Vegane Ernährung ist, sofern abwechslungsreich und halbwegs durchdacht, im Wachstum keineswegs ungesund.

Zu deinen Eltern:
Das ist sicherlich eine echt schwierige Situation, in der du da steckst.
Ich kann deine Beweggründe gut verstehen. Und ich fürchte, ich kann mir denken, was deine Eltern davon halten.
So wie du es beschreibst scheinst du versucht zu haben, ihnen deine Gründe darzulegen; Die Vermeidung von (unnötigem) Tierleid.
Anscheinend verstehen sie diese nicht oder wollen sich (noch?) nicht damit auseinandersetzen, sondern haben bereits eine Meinung dazu, die sie nicht so leicht in Frage stellen oder gar aufgeben. Das scheint mir erstmal nicht ungewöhnlich zu sein.
Was ich mir aber vorstellen kann, ist, dass deine Eltern sich auch sorgen. Vegane Ernährung ist in vielen Fällen sehr vorurteilsbehaftet: Mangelernährung, Krankheiten, "nicht mehr essen können" usw. usf.
Dass das unbegründet ist ändert leider nichts daran, dass diese Vorurteile bestehen.
Insofern würde ich an deiner Stelle vielleicht erstmal versuchen, auf diese vermeintlichen Sorgen deiner Eltern einzugehen, statt (nur) die moralischen Hintergründe zu diskutieren. Das scheint mir für dein akutes anliegend zielführender und auch einfacher zu sein. Medizinische Fakten, Nährstoffversorgung usw. lassen sich einfacher belegen und argumentativ verwenden als Moral.
Wenn du deinen Eltern also sagen würdest, dass du gerne vegan leben würdest (vielleicht zu Beginn sagen, dass du´s erstmal versuchen willst, eventuell sowas wie "mal nen Monat ausprobieren", um den Schreck zu dämpfen) und dass du verstehen kannst, dass sie sich vielleicht Sorgen machen, dass du dich aber mit dem Thema (der veganen) Ernährung intensiv beschäftigt hast (solltest du natürlich wirklich vorher machen ;)) und ihnen erklären kannst, worauf du achten würdest, woher du die wichtigsten Nährstoffe bekommen kannst usw., könnte das vielleicht helfen, sie zumindest dazu zu bringen, das erstmal zu akzeptieren oder sich anzuschauen.
Wenn du dann noch nen Buch dazu hast, in dem das sachlich und auf die Ernährung bezogen (nicht gleich die Tierrechts-Lektüre schwingen^^) dargelegt ist bleibt zu hoffen, dass sie sich darauf einlassen. (Allgemeine Einführung zu vielen Bereichen des Veganismus' findest du z.B. hier.)

Letztlich musst du halt einschätzen, worauf deine Eltern am ehesten eingehen würden, was ihre Befürchtungen sind usw.
Und wichtig ist immer, sachlich zu argumentieren, ruhig zu bleiben und informiert zu sein, um auf mögliche Einwände und Vorurteile angemessen reagieren zu können.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg dabei!
"Meine Utopie ist gar nicht so weit weg, hab ich verstanden. Denn sie wohnt sehr wohl in meinem Kopf, somit in meinem Handeln." - Sookee

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luminca
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Beitrag von luminca » 21. Okt 2014 21:36

Hallo Tabea,
erstmal herzlich willkommen bei uns!
Ich bin erst mit 25 Veganerin geworden, hatte aber schon bezüglich vieler anderer großen und sehr vernünftigen Themen (Studieren wollen z.B.) Uneinigkeit mit meinen Eltern. Wenn sie sich nie mit deinem Thema (vegan) beschäftigt haben, so sehen sie oft erst nur die negativen Sachen (ungesund, anstrengend etc). Wenn es auf der emotionalen "mir ist das wichtig" Schiene nicht funktioniert, dann musst du in die Fakten-Fakten-Fakten-Schiene gehen. Zeigen, dass du mit vegan keine gesundheitlichen Nachteile haben wirst, zeigen dass man alles "spezielle" (Sojamilch) einfach bekommt etc. Dafür musst du dich informieren wies nur geht.

Wenn man noch daheim wohnt dann ist es am besten die "Steter Tropfen höhlt den Stein"-Methode anzuwenden und wie unkraut schon sagte, nach und nach umzustellen.
Und vor allem darfst du dich nicht entmutigen lassen falls es vollvegan erst nach dem Auszug klappt.

Mit dem B12 würde ich nicht gleich starten, sonst sind bei deinen Eltern alle Türen zu. Und dann vom groben ins feine, heißt erst die offensichtlich unveganen Sachen ersetzen, dann sich auf sowas wie Schweineborsten in Chips.
Erstmal Sojamilch statt normaler, vegane Aufstriche statt Käse und Wurst usw. Die Sachen sind ja mittlerweile überall zu kriegen und auch nicht teuer. so kannst du zeigen, dass man nicht in superspezielle Läden rennen muss, und dass es nicht die Welt kostet. Außerdem kannst du ihnen bei jeder Sache erklären warum dass eben reicht und gut für dich ist.
Als nächstes kannst du zu den Beilagen der anderen noch etwas veganes für dich machen. Z.B Bratlinge sind recht universell einsetzbar und lassen sich auch toll einfrieren.

Ich drücke dir die Daumen!

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TrixNanoX
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Beitrag von TrixNanoX » 22. Okt 2014 14:23

Naja, deine Eltern können dich nicht zwingen etwas zu essen, dass du nicht möchtest. (Ich hatte es früher auch immer geschafft stundenlang vorm Teller zu sitzen und nein zu sagen ... gut dabei gings um Spinat, aber ich glaube du weißt was ich meine xD)
Vielleicht gehst du auch einen Schritt auf sie zu und sagst erstmal ganz sanft, dass du es erstmal zwei Woche ausprobieren möchtest. :) Dann merkst du auch, wo es für dich Schwierigkeiten gibt.

Falls sie sich wirklich sehr große Sorgen machen, dann suche dir einen "passenden" Arzt, wo du mit deiner Mama hingehen kannst und der dir und ihr erklärt, worauf ihr achten müsst und der ihr auch sagt, dass du auch mit einer veganen Lebensweise deinem Körper nicht schadest. Passender Arzt, weil es halt auch Ärtze gibt, die vegetarisch und vegan verteufeln. Das würde halt deine Eltern stützen, aber nicht dich. Also vorher vielleicht mal eine Email schreiben oder Anrufen und dann hörst du eigentlich schon ganz gut raus, was dieser für eine Einstellung hat.

Viel Erfolg und ich hoffe sehr für dich, dass es klappt :)
Der Mann der den Berg abtrug, war derselbe, der anfing kleine Steine wegzutragen.

katjes
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Beitrag von katjes » 22. Okt 2014 17:50

Hier war es so , dass mein Sohn, der von Geburt an vegetarisch lebt, mit nicht mal 11 Jahren auf der Treppe stand und meinte, er habe jetzt genug gelesen, Vegetarier sein reicht nicht, ab heute lebe ich vegan. Er hat das auch gedurft und hat immer mal wieder was erzählt und nach ca.10 Monaten bin ich auch vegan geworden. Das ist wie hier schon beschrieben wurde, wenn man sich nicht nur von Chips und Pudding ernährt gesund.
Da ich annehme, dass deine Eltern in meinem Alter sind, würde ich dir anbieten, wenn es dir denn nutzt mit ihnen zu telefonieren. Wenn du möchtest kannst Du mir eine PN schicken.
Ich wünsche dir viel Erfolg.

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Tica
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Beitrag von Tica » 22. Okt 2014 18:50

Hallo Tabea,

das ist schon verzwickt. Wenn Deine Eltern nicht mit sich reden lassen, wird es schwer 100 % vegan zu werden, solange Du noch bei ihnen wohnst. Falls Deine Eltern Dir nichts Veganes kaufen würden (z.B. Brotaufstrich o.ä.), dann könntest Du Dein Taschengeld verwenden. Zum Glück ist vegetarisch schon mal akzeptiert.

Ich finde es schade, wenn Kinder wegen sowas genötigt werden zu lügen oder zu schummeln. Schließlich geht es hier nur um vegane Ernährung (zumindest vorerst) und nicht um Drogen, Alkohol oder Zigaretten. Eine "Notlüge" wenn wirklich kein Einsehen bei Deinen Eltern ist, wäre das Vortäuschen einer Laktoseunverträglichkeit. Andernfalls die hier schon erwähnte Verweigerung. Ist aber alles nicht das Wahre...

Wie gesagt, ich finde es schade, wenn Kinder erst in diese Lage gebracht werden und Essen zum Machtkampf wird. Vielleicht hast du in der Verwandtschaft oder auch im Freundeskreis Deiner Eltern Fürsprecher. Vielleicht lassen sich Deine Eltern auf einen "Probemonat" ein.

M&L
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Beitrag von M&L » 24. Okt 2014 12:47

Hallo Tabea,
mir gefällt, dass du dir in so jungem Alter schon so viele Gedanken zu dem Thema machst. Schade, dass dir deine Eltern im Weg stehen.

Leider ist es schwierig pauschale Tipps zu geben, da wir ja deine Eltern nicht kennen. Bitte wäge ab, was davon funktioniert und was nicht.

Do:
- Lass dein Blut untersuchen. Damit kannst du die gesundheitlichen Bedenken entkräften und zeigst Initiative. Suche vorher unbedingt nach einem veganfreundlichen Arzt in deiner Nähe!
- Lerne kochen! Nichts überzeugt so sehr, wie selbstgemachtes, leckeres Essen. Koche anfangs nach der Schule nur für dich und lasse ggf. deine Geschwister probieren. Such dir Rezepte raus, die nicht zu teuer sind (also nichts von Attila) und wenig Fakeprodukte enthalten (sorry Jerome). "The Lotus And The Artichoke" von Justin P. Moore oder "vegan genial" von Josita Hartanto ist dafür nicht schlecht.
- Frage deine Mutter (oder deinen Vater, wenn er hauptsächlich kocht), ob sie mit dir zusammen kochen möchte. Je nachdem wie gut dein Verhältnis zu ihr ist, wird sie es vielleicht machen. Damit zeigst du wieder Initiative und bringst deine Familie vielleicht sogar auf den Geschmack.
- Führe einen schleichenden Prozess herbei. Radikale Änderung werden schnell erkannt und bekämpft. Wenn du dich langsam entwickelst, dann schaffst du es unbemerkt weiter voran zu kommen.
- Biete an beim Abendessen zu helfen und versuche dabei eine Alternative für dich zu finden. Beilagenessen ist langfristig nicht gesund.
- Triff dich mit anderen Veganern zum Kochen und essen. Voküs freuen sich über helfende Hände und ansonsten bist du vermutlich nicht die einzige in deinem Alter, der es so geht. Über Facebook kann man relativ schnell andere Veganer in der gleichen Umgebung finden.

Don't:
- Vermeide ethische Diskussionen. Die Menschen wollen ihre Augen vor dem Leid verschließen, so gut es eben geht. Es ist tatsächlich einfacher sie langsam zu konfrontieren, als direkt die Moralkeule zu schwingen. Sie werden sich früher oder später zwangsweise damit beschäftigen.
- Kritisiere niemals das Essen deiner Familie! Ich weiß, dass es schwer ist dabei zu sitzen, wenn sich deine Mitmenschen ihre Kadaverteile reinschaufeln. Wenn du anfängst ihnen ihr Essen schlecht zu machen, werden sie dir ganz schnell zeigen, dass sie am längeren Hebel sitzen.

Darfst du eure Küche alleine benutzen?
Darfst du Freunde mit nach Hause bringen?
Sind deine Eltern beide berufstätig oder ist einer von beiden zu Hause?

Viel Erfolg!
Matthias
¯\_(ツ)_/¯

Rumpsteak
pst.
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Beitrag von Rumpsteak » 24. Okt 2014 14:48

Ich würde mir mal NEUTRALE Argumente VON ALLEN Seiten besorgen und versuchen, etwas tiefer zu gehen. Und immer die eigene Position immer wieder mal in Frage stellen. So habe ich das auch gemacht, bin allerdings nicht zu dem Eegbnis gelangt, dass Veganismus sinnvoll ist.

Vor allem auch immer die andere Seite betrachten. PETA u. ä. sind als neutrale Informationsquellen wenig geeignet, weil diese nicht informieren wollen sondern Propaganda machen, um Geld zu verdienen.

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schwarz
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Registriert: 22.05.2014

Beitrag von schwarz » 24. Okt 2014 14:49

Wer wäre denn deiner Ansicht nach ein neutraler veganer Vertreter, Rumpsteak? Und ein neutraler Fleisch-Vertreter?
enter the void.

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