Die Tatsache, dass Frauen häufiger Opfer von körperlicher Gewalt werden (können), bildet mMn die Grundlage für die generelle und zumeist anerzogene "Angst vor dem Mann". Das könnte schon der Begründung genug sein, wenn man es eher oberflächlich und einfach mag. Ich bevorzuge jedoch die etwas genauere Betrachtung.
Allein nur die Anwesenheit aus Versehen wird von Frauen nicht selten automatisch als Bedrohung wahrgenommen, ohne zu prüfen, ob eine reelle Gefahr vorhanden ist. Da Reaktionen überaus oft mit antrainiertem Verhalten (Erziehung) zu tun haben, selbstverständlich auch mit der allgemeinen Bildung (inkl. ausgebildeter Reflexionsfähigkeit/ Achtsamkeit) und nicht zuletzt der eigenen Erfahrung, wird auch nicht jede Frau (einzeln konfrontiert) gleich reagieren.
Fakt ist ebenso, dass die allermeisten Männer friedlich sind und zumindest in unseren Gefilden i.d.R. eine gute Kinderstube genossen haben. Solche Faux-pas, Stil- oder Tabubrüche können daher als Blitzableiter fungieren, um dem anderswo angestauten Frust (oder auch frühere Traumata) gerne schon mal im Kollektiv ungehindert Luft zu verschaffen, statt lediglich in normalem Ton zu rügen oder vlt auch mit (beissendem) Humor zu reagieren.
Wenn wir das Beispiel umkehren würden und zB. eine Frau bei den Pissoirs keifend von Hinten sagen würde: "Och, ist der aber klein!" könnte sich dann doch der eine oder andere Mann empfindlich gestört fühlen.
Alleine durch ihre Anwesenheit löst das i.d.R. aber noch keine grössere Entrüstung aus. Männer fürchten sich also eher vor der psychischen Gewalt & emotionalen Misshandlung mancher Frauen, was übrigens im Alltag oft nicht als solche erkannt wird, aber genauso schlimme Schäden wie körperliche Gewalt verursachen kann!
Andererseits als positives Beispiel, wie es auch funktionieren kann:
Letzthin war ich an einem Vortrag mit Podiumsdiskussion mit um die 500 Leute, fast alle aus dem Bereich der höheren Bildung oder aufgeklärtem sozialen Umfeld. Nur die (grosse) Frauentoilettenanlage war zugänglich, da sich das Männer-WC gerade im Umbau befand. Das ging erstaunlich problemlos, ohne irgendwelche Reibereien. Im Gegenteil, es wurde ungezwungen zusammen geplaudert, die Erfahrung wurde grösstenteils positiv gewertet, so meine Einschätzung, da ich keine einzige negative Reaktion wahrnahm.
Es ist mMn hauptsächlich eine Frage des Bewusstseins und der Fähigkeit differenzieren zu können (natürlich beiderseitig).
Für mich führt daher nichts daran vorbei, dass wir vor allem bei den Kindern noch viel mehr Aufmerksamkeit auf die soziale Bildung & Erweiterung der empathischen Fähigkeiten legen sollten, um einander friedlich/er begegnen zu können. Eine wertgeschätzte, nicht zum Objekt degradierte Person entwickelt fast von alleine mehr Selbstvertrauen, die Notwendigkeit der negativen Kompensation ist damit viel weniger gegeben, da fast unweigerlich auch die soziale Interaktion erfolgreicher gelingt.