ethische rückentwicklung? abkehr vom veganismus?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
Falko
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ethische rückentwicklung? abkehr vom veganismus?

Beitrag von Falko » 14. Apr 2014 20:12

eine sache, die mich seit längerem beschäftigt..

irgendwie bin ich momentan immer weniger überzeugt vom veganismus.. und das nach 11 jahren fleischlos, 6 davon vegan und einigen leuten, denen ich den veganismus näher bringen konnte.. ^^

meine meinung zu tierquälerei, massentierhaltung usw hat sich nicht geändert. wohl aber die meinung über das töten von tieren.
durch die produktion pflanzlicher lebensmittel sterben auch zu hauf tiere, vor allem insekten. und korrekt antispezisistisch und tierrechtlerisch gibts ja keinen so großen unterschied zwischen insekt und wirbeltier, sind ja alles tiere ;)
allgemein sterben andauernd tiere für uns.. das meiste wird ausgeblendet oder als "lässt sich nicht ändern" abgetan.. andererseits wird beim essen konsequent drauf geachtet.. eine recht willkürliche, wenn auch einfache grenze
ich kann auch nicht ganz verstehen, was so toll daran ist mit dem auto in die nächste großstadt zu fahren um dort vegan zu essen. diverse insekten an der windschutzscheibe und n haufen co2 sind jetzt auch nicht unbedingt besser als ein stück regionales wild oder rind von der weide.

letztens waren in meinem salat (ob bio oder nicht weiß ich nicht mehr, aber vermutlich bio) einige tote blattläuse. letzten sommer, wo wir auch öfters salat direkt vom feld von nem bauernhof hier in der nähe hatten, waren da auch diverse blattläuse drauf. gut, die kann man dann noch einigermaßen gut abschütteln. aber gekaufter salat, da werden die ganzen viecher dann beim waschen der lebensmittel ertränkt. wäre es dann nicht ethisch genauso, aber viel kalorien- und nährstoffreicher ein paar heuschrecken zu essen anstatt eines salats? und konsequent antispezisistisch und tierrechtlerisch wäre das leben der blattlaus/heuschrecke auch so viel wert, wie das einer kuh..

hmmhmm ich bin da grad etwas verwirrt.. ich kenne sonst keinen veganer mit so einer entwicklung^^ hat jemand von euch ähnliche gedanken? oder argumente die mich dem veganismus wieder näher bringen? denke ich falsch?^^

und tierrechte: wie soll man tierrechte sinnvoll gestalten, wenn man andererseits gar nicht in der lage ist sie einzuhalten? ich bezweifle, dass irgendwer leben kann ohne das recht auf leben von tieren regelmäßig zu verletzen..

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Akayi
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Beitrag von Akayi » 14. Apr 2014 21:13

Falko hat geschrieben:und korrekt antispezisistisch und tierrechtlerisch gibts ja keinen so großen unterschied zwischen insekt und wirbeltier, sind ja alles tiere ;)
Ist das so? Also gerade im Bereich Tierrechte hätte ich ja ein höheres Niveau erwartet, was diese Überlegung anbelangt.
Falko hat geschrieben: ich kann auch nicht ganz verstehen, was so toll daran ist mit dem auto in die nächste großstadt zu fahren um dort vegan zu essen. diverse insekten an der windschutzscheibe und n haufen co2 sind jetzt auch nicht unbedingt besser als ein stück regionales wild oder rind von der weide.
Ich verstehe dich nicht so ganz. Geht es darum, dass das nicht besser ist oder ist das jetzt ein Argument für dich, um wieder Fleisch zu essen?
Falko hat geschrieben: hmmhmm ich bin da grad etwas verwirrt.. ich kenne sonst keinen veganer mit so einer entwicklung^^
Hier kam das schon sehr oft vor, dass sich VeganerInnen überlegt haben wie sie sich ihre Eier oder ihr Steak rechtfertigen. Wobei dabei immer versucht wurde das als "vegan" zu verkaufen, und weniger als Abkehr vom Veganismus gesehen wurde.
recherchiert, was rechtlich so möglich ist

Falko
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Beitrag von Falko » 14. Apr 2014 21:29

was die leidensfähigkeit etc angeht gibt es natürlich graviernde unterschiede zwischen insekt und wirbeltier. wenn man aber von tierrechten spricht meint man doch normalerweise alle tiere. und auch der antispezisistische gedanke beinhaltet doch, dass der mensch nicht über den tieren steht, also auch ein wirbeltier nicht über einem insekt.

nein, ein argument pro fleisch ist es nicht, eher eine relativierung der argumente gegen fleisch. also ja, dass veganismus nicht automatisch besser für die tiere ist als fleisch essen, sondern es viele punkte gibt, wo es schwer zu sagen ist, was nun besser/ethischer/umweltverträglicher/tierfreundlicher ist.

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Kim Sun Woo
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Beitrag von Kim Sun Woo » 14. Apr 2014 21:42

ich verstehe manche Argumente nicht so richtig. wie hier gerade in threads von "Neulingen" richtigerweise angemerkt wird, gibt es selbstverständlich kein "100% veganes Leben". das "Etappenziel" ist doch zumeist ohnehin eher "weniger Tierleid" - und kurzfristig sogar nicht einmal das (es werden unmittelbar nicht weniger Milchprodukte hergestellt).

(deshalb kann zum Beispiel gerade das "Fahren mit dem Auto in die nächste Großstadt" Beispiel nicht ganz nachvollziehen: der Regelfall ist da doch eher, daß Nicht-Veganer SOWOHL Tierprodukte essen als auch mit dem Auto in die nächste Stadt fahren, falls sie dort etwas benötigen. oder habe ich dich da einfach mißverstanden?)


ich kenne übrigens einen ganzen Haufen Ex-VeganerInnen. vor einigen Jahren ernährte sich ungefähr die Hälfte meiner "Clique" vegan (und der Großteil der anderen vegetarisch). das hat sich mittlerweile geändert (die VeganerInnen sind alle mittlerweile Vegetarier, witzigerweise sind dafür aber drei der damaligen VegetarierInnen bei Veganismus angelangt :mg:)
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Beitrag von Falko » 14. Apr 2014 21:51

ja natürlich veganismus ist definitiv besser als die durchschnittsernährung ;)

ich verglich die autofahrgeschichte ja auch mit jemandem der in der situation regionales fleisch isst (dass dann auch noch kurz und schmerzlos ohne leiden gestorben ist, ein reh bumm und tot, oder so)
also die frage was ist ehtisch vertretbarer/umwelt-/tierfreundlicher? mit dem auto in die nächste stadt vegan essen, oder vor ort n rehgulasch vom jäger nebenan? die frage lässt sich meiner meinung nach schwer beantworten. bzw es gibt einfach zig verschiedene beispiele, die man unterschiedlich bewerten würde.

aber nichtsdestotrotz finde ich, das veganismus nicht pauschal die so tolle, beste ernährung ist, wie sie sehr oft dargestellt wird. bzw dass fleisch essen nicht pauschal falsch ist.

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Beitrag von Akayi » 14. Apr 2014 21:55

Falko hat geschrieben:wenn man aber von tierrechten spricht meint man doch normalerweise alle tiere.
Ich weiß es schlicht nicht, daher frage ich nach.
Falko hat geschrieben:nein, ein argument pro fleisch ist es nicht, eher eine relativierung der argumente gegen fleisch. also ja, dass veganismus nicht automatisch besser für die tiere ist als fleisch essen, sondern es viele punkte gibt, wo es schwer zu sagen ist, was nun besser/ethischer/umweltverträglicher/tierfreundlicher ist.
Das heißt aber doch, wenn ich dich richtig verstehe, dass du selbst einfach noch genauer hinschaust und eben nicht mehr zum Veggietable fährst, weil dabei Insekten zu Schaden kommen könnten. Dann ist doch alles in Ordnung, oder geht es dir um den Vorwurf gegenüber anderen VeganerInnen die nicht so konsequent sind wie du?

Aber erzähl mir als Vegetarier doch nochmal wie du das mit dem Töten von Tieren siehst. So wie ich das jetzt lese findest du das ja doch in Ordnung. Aber widerspricht dass nicht den Tierrechten, die du doch selbst als Argument anführst?
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Beitrag von Kim Sun Woo » 14. Apr 2014 21:56

der letzte Satz ist halt des Pudels Kern.
Falko hat geschrieben: meine meinung zu tierquälerei, massentierhaltung usw hat sich nicht geändert. wohl aber die meinung über das töten von tieren.
wenn du mittlerweile der Meinung bist, daß das Töten eines Tier, um daraus Lebensmittel herzustellen, in Ordnung ist, ist es doch nur logisch, daß du kein ethischer motivierter Veganer/Vegetarier mehr bist bzw. sein wirst.
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Beitrag von martin314 » 14. Apr 2014 21:59

Falco hat geschrieben:...durch die produktion pflanzlicher lebensmittel sterben auch zu hauf tiere, vor allem insekten.
Stimmt schon. Die industrielle Pflanzenproduktion ist wahrlich kein Ruhmesblatt. Frag dich nochmal, weshalb du dich bisher vegetarisch/vegan ernährt hast.

Wegen der (abstrakten) Tierrechte? => Wenn du nicht willens bist, selbst eine rote Linie zu ziehen, macht es tatsächlich kaum einen Unterschied. Denk aber daran, dass die Tierproduktion alle Probleme der Pflanzenproduktion mitbringt und noch vervielfältigt.
IMHO führt die reine Tierrechtsdebatte zu nichts, da sie entweder willkürlich abgrenzen muss oder in ein unmögliches Extremum führt. Das hast du ja jetzt selbst gesehen.

Willst du leben? Dann hast du einen ökologischen Fußabdruck. Wie wärs auf der einen Seite mit dem Ziel, diesen zu minimieren?
Findest du industrielle Pflanzenzucht gut? Magst du überfüllte Hühnerställe und überfischte Ozeane? Muss man jeden Tag Fleisch haben?
Wähle halt das kleinste Übel, zu dem du fähig bist. Ideal oder perfekt wird es sowieso nicht. Aber deshalb aufgeben?

Da fällt mir der folgende Witz ein. Irgendwelche sexuellen Anfeindungen diesmal bitte nach /dev/null, danke.

Experiment: Ein Mathematiker wird 5m von seiner Freundin entfernt auf einen Stuhl gesetzt. Der Experimentator teilt ihm mit, er würde jede Stunde den Abstand halbieren. Also bemerkt der Mathematiker, er würde ja nie ankommen, springt entsetzt auf und geht.

Am nächsten Tag wird das Experiment mit einem Physiker wiederholt. Er sitzt also auf dem Stuhl und bekommt das Experiment mitgeteilt, bleibt aber sitzen und freut sich. Der verwirrte Experimentator fragt: "Aber da kommen Sie doch niemals an!?". Antwort: "Ja, aber nah genug für alles wesentliche".


Viele Grüße

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martin314
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Beitrag von martin314 » 14. Apr 2014 22:00

Kim hat geschrieben:wenn du mittlerweile der Meinung bist, daß das Töten eines Tier, um daraus Lebensmittel herzustellen, in Ordnung ist, ist es doch nur logisch, daß du kein ethischer motivierter Veganer/Vegetarier mehr bist bzw. sein wirst.
Ich denke der OP hatte eher im Sinn, dass wir ihm helfen bzw. ein paar Ideen nennen, statt ihn auszugrenzen.

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Beitrag von Falko » 14. Apr 2014 22:09

@akayi: nein ich möchte keinen veganern etwas vorwerfen. und ich vertrete auch keine tierrechte. aber ich hielt veganismus lange für die richtige ernährung und war auch für tierrechte. jetzt nicht mehr, weswegen ich mich darüber unterhalten möchte um mir eine meinung zu bilden, indem ich mir andere meinungen anhöre, vor allem die, die ich bisher vertrat.

@kim: da hast du wohl recht;)

@martin: "Denk aber daran, dass die Tierproduktion alle Probleme der Pflanzenproduktion mitbringt und noch vervielfältigt." in diesem fall nein, denn ich bin weiterhin gegen massentierhaltung usw. es ginge um wild, insekten, vielleicht auch fleisch aus weidehaltung.
"Wähle halt das kleinste Übel, zu dem du fähig bist. Ideal oder perfekt wird es sowieso nicht. Aber deshalb aufgeben?" aufgeben tue ich ja nicht;) ich bin ja gerade auf der suche nach dem kleinsten übel^^

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