Wie lange hat bei euch der Prozess zum Veganer gedauert?

Allgemeine Fragen & Diskussionen zum Veganismus
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Jason
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Beitrag von Jason » 28. Jun 2015 14:37

Ich bin vielleicht auch kein gutes Beispiel weil ich erst seit ca. 2 Monaten vegan esse; aber bei mir wars auch vom einen auf den anderen Tag als ich mehrere Studien zu den Auswirkungen von Kuhmilch auf den Menschen sah. War mir total egal was ich ab da an nicht mehr essen konnte.
Ich sehs auch wie Mona dass man es eh nur nach den eigenen Möglichkeiten aber auch mit dem Ziel es durchzuziehen versuchen kann :)
Da ich nur 2 paar Straßenschuhe habe und eins davon aus Leder ist bin ich am Geld sparen mir vegane zu holen, find es deshalb ok die noch ab und an zu tragen. Ohne Moos leider nix los

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Luzie
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Beitrag von Luzie » 28. Jun 2015 19:43

Ich bin ja auch noch völliger Neuling (seit Mitte März) aber trotzdem habe ich
bemerkt, dass die Ablehnung von nicht veganen Lebensmitteln und anderen Produkten
stetig stärker wird.
B
ereits nach relativ kurzer Zeit konnte ich mir nicht mehr vorstellen,
wie geplant, die vegetarischen Produkte noch aufzuessen, die angebrochen herumstanden.
Nutella, Honig, Naschkram usw.
Nach ca. den ersten 4 Wochen fing ich an, nicht vegane Cremes/Duschzeugs und Co auszutauschen.
Habe eine Riesentüte dekorative Kosmetik verschenkt.

Was Klamotten betrifft, da bin ich (noch) echt entspannt. Habe nur ein Paar Schuhe aus Leder.
Allerdings habe ich eine Umhängetasche aus Leder, die ich sehr mag und täglich benutze.
Ich besitze ganz frauenuntypisch nur diese eine.
Ich würde und werde aber bei zukünftigen Käufen darauf achten.

Nun zu den inneren Veränderungen.
Anfänglich dachte ich, es wäre mir egal, was andere um mich herum verspeisen
oder sich ins Gesicht schmieren. Das ist es aber nicht mehr. Ich empfinde ziiiemliche
Abscheu, wenn sich meine Kollegin im Pausenraum ihr Lachsfertiggericht in die Microwelle schiebt.
Nicht nur vom Geruch her.

Ich muss auch aufpassen, dass ich nicht innerlich überheblich werde, und alle Omnis abwerte. :oops:
Bin ja bis vor kurzem auch noch eine gewesen.
"Keep your head up, keep heart strong
keep your mind set, keep your hair long"

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Obilan
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Beitrag von Obilan » 28. Jun 2015 19:46

Das kenne ich nur zu gut, besonders schwer finde ich es mit der Familie zu essen. (Alle Karnisten.) Da werde ich schon fast depressiv. :(
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Oxymoron
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Beitrag von Oxymoron » 28. Jun 2015 21:42

Danke für eure vielen und so unterschiedlichen Antworten! :blush:

Erziehungsmäßig hatte ich auch richtig viel Glück mit meiner Mama, sie hat zwar selbst Fleisch gegessen (inzwischen sind meine Eltern zu 90% Prozent vegetarisch und kaufen auch immer mehr vegane Ersatzprodukte wie z.B. Sojamilch statt Kuhmilch), hat mich aber immer unterstützt, auch als ich immer veganer wurde. Das Tollste war, dass sie letztes Weihnachten der Beschwerden anderer zum Trotz ein rein veganes Weihnachtsmenü gemacht hat :crown: Ich glaube fast, sie ist immer schon ein bißchen stolz auf mich und auch auf sich selbst gewesen wegen meiner Einstellung (ich stand schon mit drei heulend im Supermarkt vor der Fleischtheke und habe die verwirrte Fachverkäuferin gefragt, ob das mal "Muh" gemacht hat und so.

@Obilan: Das Problem kenne ich seht gut leider. Weigere mich inzwischen auch mit bestimmten Familienmitgliedern essen zu gehen, weil ich es hasse, wenn sie neben mir ihr Schniztel/Steak essen. Bei Einladungen von Freunden zum Grillen und Ähnliches versuche ich auch das Essen irgendwie zu umgehen, weil es mich einfach nur traurig und wütend macht. :grumpf: Habe dann auch wirklich wenig verständlich für den Konsum von Fleisch aus der Massentierhaltung, bei allem anderen (Vegetarisches und Fleisch aus wirklich guter Haltung) geht es, auch da ich das zum Teil selbst lange konsumiert habe.

LG

vegadenz
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Beitrag von vegadenz » 28. Jun 2015 23:25

Bei mir hat es nicht so lang gebraucht. Es hat damit angefangen, dass ich in veganen blogs nach Gemüsegerichten gegoogelt habe. Wollte mich und meine Familie gesünder ernähren. Als ich dann sah, was man alles vegan kochen und backen kann, war das schon eine Offenbarung. Allerdings wollte ich zu dem Zeitpunkt schwanger werden. Hab es also nicht in Erwägung gezogen. Es spukte nur weiter in meinem Kopf. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen beim Fleisch essen. Dachte dann "Oh Gott, ich esse grad ein Huhn" oder: "Das arme Schwein" hab aber trotz schlechtem Gewissen weiterhin Fleisch gegessen. Aber immer nur Fleisch, was nicht als solches direkt zu erkennen war. Also keine Haut, Knochen etc...
Schwanger bin ich geworden, hatte aber eine Fehlgeburt. Und danach habe ich es umgesetzt. Es War eine der besten Entscheidungen in meinem Leben. Ich bereue keinen Augenblick und vermisse rein gar nichts. Ich hab so viele leckere Sachen ausprobiert und kennengelernt. Ich bin froh, mich vor einen Jahr im Juni dazu entschlossen zu haben. Im Moment will ich wieder schwanger werden, aber als Veganerin.
I want to believe

vegadenz
Beiträge: 83
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Beitrag von vegadenz » 28. Jun 2015 23:31

Rückblickend kann ich sagen, ich War schon immer vegan
I want to believe

ranja
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Beitrag von ranja » 29. Jun 2015 00:40

Hallo Oxymoron,

ich bin auch kein Veganer, entwickle mich aber in die richtige Richtung. Nach vielen Jahren als Vegetarier habe ich Anfang letzten Jahres dann irgendwann auch bemerkt, dass immer mehr Leute vegan leben, sich die Lebensmittelindustrie und zum Teil auch Gaststätten darauf einstellen. Daraufhin habe ich mich mehr mit dem Thema beschäftigt und konnte nicht verstehen, wie ich Jahrzehnte so ignorant sein konnte, vegetarisch für ausreichend zu halten. Als ich Vegetarier wurde, gab es allerdings kaum Produkte für Veganer, es gab keine Biosupermärkte, nur schrecklich schmeckende vegetarische „Ersatzprodukte“ aus den „Reformhäusern“. Und ich hatte noch keinen eigenen Haushalt. Es war also praktisch kaum möglich, und so habe ich die Problematik um Eier und Milchprodukte ausgeblendet, bzw. „bio“ gekauft und geglaubt, das wäre dann schon OK.

Mein vor über einem Jahr gefasstes Ziel war/ist es, so viele tierische Lebensmittel wie möglich (bzw. ohne schlimmes Gefühl von Einschränkung möglich) durch pflanzliche zu ersetzen. Damit das auch klappt, muss es mir schmecken, und so habe ich viele für mich neue Produkte (Getreidemilchs, Yofu…) ausprobiert, vor allem aber auch unheimlich viele neue Rezepte gekocht. Und so nach und nach die tierprodukthaltigen Rezepte weggelassen, die ich dank toller Alternativen auch überhaupt nicht vermisse. Im Gegenteil, ich entdecke immer wieder Essen/Gerichte, die so toll sind, und die ich ohne vegan-Ambitionen nie kennengelernt hätte. Komplett vegan erschien mir zu Beginn unerreichbar, da ich vorher auch kaum Tofu oder sonstige Hülsenfrüchte gegessen habe, zum Teil auch schlecht vertragen habe. Und einige Produkte für unverzichtbar hielt… Was ich selbst zubereite, ist inzwischen aber komplett vegan. Da mein Umfeld aber nicht vegan ist (zum Großteil noch nicht mal vegetarisch), esse ich auswärts manchmal mangels Alternativen nur vegetarisch. Ich bin leider nicht der Typ, der mit einem Beilagensalat glücklich wird und habe auch Angst, in der von dir so schön benannten "Extremer-Spinner-Schublade" zu landen.

Bei Kosmetik habe ich schon immer darauf geachtet, dass sie möglichst vegetarisch und tierversuchsfrei ist. Bei Kleidung versuche ich auch, mehr und mehr auf tierisches zu verzichten, denn als „Vegetarier“ hatte ich trotzdem Lederschuhe und Wollsachen. Das finde ich ganz schön schwer, im letzten Winter habe ich mir keine neue Jacke gekauft, weil es gefühlt fast nur Daunenjacken gab, oder Wolljacken, oder ganz miese Qualität… Was ich noch habe, wird weiterhin getragen.

Es gibt auch Sachen, die ich nicht so schlimm finde (vielleicht aber auch nur, weil ich mich noch nicht damit beschäftigt habe), z.B. Honig oder Perlmuttköpfe…

Insgesamt dauert bei mir der Prozess hin zum veganen also schon seeehr lange, aber für mich ist das der richtige Weg. Ohne gute vegane Alternativen zu kennen oder ohne das nötige ernährungstechnische Hintergrundwissen wäre für mich ein Versuch, vegan zu leben, schnell beendet gewesen. So bin ich zwar nach wie vor nicht vegan, habe aber gegenüber vor 1,5 Jahren den Anteil an tierischen Lebensmitteln mehr als 95% reduziert.

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Obilan
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Beitrag von Obilan » 29. Jun 2015 07:52

Mit dem Beilagensalat oder anderen minderwertigen Mahlzeiten wird wohl keiner von uns glücklich. Mit einer der Gründe warum ich nicht gerne essen gebe.
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Skasselbat
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Beitrag von Skasselbat » 29. Jun 2015 11:20

Hab 27 Jahre lang massig Fleisch gegessen ohne mir je Gedanken zu machen. In meinem engen Freundeskreis gab es nichtmal einen Vegetarier und selbst im Bekanntenkreis nur 2 die aber mittlerweile auch wieder Fleisch futtern. Als ich dann vor etwas mehr als einem Jahr im Fernsehen eine Reportge über Putenzucht gesehen habe wurde mir klar wie abartig das ganze ist. Ich hab dann jeden Abend nach der Arbeit mit Recherchen im Internat verbracht und es war schnell klar das es vegan sein muss. Bis auf einige wenige vegetarische Ausnahmen (essen bei den Eltern und Bestellprobleme in Restaurants) hat das auch sehr gut funktioniert. Meine Eltern haben mittlerweile immer was veganes für mich und Restaurants versuche ich soweit wie möglich zu vermeiden.

Alles in allem war es die beste Entscheidung meines bisherigen Lebens da ich endlich den Ehrgeiz gefunden habe um Sport zu machen und innerhalb von einem Jahr jetzt 30 Kilo abgespeckt hab.

AIL
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Beitrag von AIL » 1. Jul 2015 16:11

Das kommt drauf an, wie man da die Zeit stoppt:

Ich war 13 Jahre lang Vegetarier und habe mir nie irgendwie groß Gedanken gemacht bezüglich Vegan. Ich hatte mal irgendwo aufgeschnappt, dass das 'ne Mangelernährung war und es nicht weiter in Betracht gezogen.

Bis ich mich vor etwa 1.25 Jahren dann doch Mal damit auseinandergesetzt habe. Auslöser war mehr oder weniger das hier: http://xkcd.org/1338/

Dann ging es ganz schnell. Ich wollte es mal "für ein paar Tage" probieren. Hab' mich aber in dieser Zeit intensiv damit beschäftigt.

Gary Yourofsky, Forks over Knives, Psychology of eating Meat und solche Sachen halt gesehen. Nach 4 Tagen war mir dann klar, dass es mit meinem neu erworbenen Wissen mehr als nur unlogisch gewesen wäre wieder zurück zu gehen.

Ich war dann auch sehr konsequent und dürfte bis auf 1-2 "Unwissenheitsausrutscher" seitdem strikt vegan gegessen haben. Kleidung/Schuhe hab' ich in der Zeit noch keine gekauft. Was ich noch hab' trage ich aber noch.

Das mit den Restaurants ist so 'ne Sache. Auf Nachfrage ist vegan kein Problem aber vegan und HCLF scheint echt schwierig zu sein. So nach dem Motto: "Keine Tierprodukte? Dann müssen wir es aber in Öl ertränken!"

Was ich auch interessant finde: Als Vegetarier hatte ich irgendwie kein Problem mit Fleischkonsum in meiner Nähe. Jetzt als Veganer geht mir das sehr viel näher. Dürfte auch an so Sachen wie "Earthlings" liegen, die ich vorher schlichtweg nicht kannte.

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